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Archiv-Artikel

BWLer an der Macht

Die BWL‘er haben jetzt beim VfL Osnabrück das Sagen. Der Wirtschaftsprofessor Christian Kröger wurde im Dezember 2012 zum Präsidenten gewählt. Geschäftsführer ist seit Anfang 2013 Jürgen Wehlend. Er hat einen Abschluss als „Master of Management“. Und der neue Trainer der Osnabrücker, Maik Walpurgis, ist Diplom-Betriebswirt. Er habe eine 120-seitige Abschlussarbeit über „Führung, Coaching und Motivation“ geschrieben, sagt er bei seiner Vorstellung am Sonntag in Osnabrück.

Der 39-Jährige will „aktiven Fußball spielen lassen, einen laufstarken Fußball aus einer Grundordnung heraus mit Pressing und Spielern, die mit einer Top-Mentalität in die Zweikämpfe gehen“. Nach eigener Aussage ist er mit 18 Jahren Trainer geworden. Über seinen Führungsstil sagt Walpurgis nichts. Als sich jedoch Co-Trainer Ovid Hajou spontan aufs Podium setzt, um über seinen Werdegang zu berichten, fragt der 29-Jährige erst seinen Chef, ob er loslegen darf.

Auffallend häufig benutzt Walpurgis das Wort „positiv“. Er wolle ein positives Denken in den Verein bringen, dessen Fußballabteilung seit Mitte Mai eine GmbH & Co. KG ist. Den VfL drückt eine Schuldenlast in Höhe von etwa 13 Millionen Euro. Walpurgis kennt die tiefroten Zahlen. Er will jedoch in die Zukunft schauen. Deswegen denkt er auch nicht an das Verhältnis zu seinem ehemaligen Arbeitgeber, den Sportfreunden Lotte: „Das blende ich momentan aus.“

Walpurgis besitzt noch einen Vertrag bei den Sportfreunden Lotte, wo er seit 2008 tätig war. Lottes Fußballobmann Manfred Wilke pocht darauf, dass Walpurgis seinen Vertrag zu erfüllen hat. Walpurgis beruft sich auf eine „verbindlich zugesagte Ausstiegsklausel“. Mehr könne er dazu nicht sagen, da er ja kein Fachmann sei, scherzt der Fußball-Lehrer mit A-Lizenz. Entscheiden wird der juristische Streit am Donnerstag vor dem Arbeitsgericht im westfälischen Rheine.

Der 13.000 Einwohner zählende Ort Lotte liegt direkt an der Landesgrenze zu Niedersachsen in Nordrhein-Westfalen in etwa zehn Kilometer Entfernung zu Osnabrück. Die Sportfreunde und der VfL streiten sich nicht nur um den Trainer Walpurgis, sondern auch um Spieler. Der Lotter Linksverteidiger Michael Hohnstedt hat bereits beim VfL unterschrieben, die Sportfreunde bemühen sich um den Osnabrücker Kapitän Paul Thomik.

Es sei denkbar, dass ihm weitere Spieler aus Lotte über die Landesgrenze folgen, sagt Walpurgis. Im kleinen Lotte will man sich nicht so schnell geschlagen geben. Hohnstedt hat von den Sportfreunden keine vorzeitige Freigabe erhalten, darf also erst ab dem 1. Juli beim VfL trainieren.  THOMAS WÜBKER