UNTERM STRICH

Die Absicht, das Lesefest rund um den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt abzuschaffen, hat heftige Proteste namhafter Autoren ausgelöst. Die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ in Kärnten könnten ab 2014 dem Rotstift des ORF zum Opfer fallen, wurde vergangene Woche bekannt. Schriftstellerin und Bachmannpreisträgerin Katja Lange-Müller sagte im Nachrichtenmagazin Focus, dass „Österreichs profiliertester und populärster Beitrag zur Förderung der deutschsprachigen Literatur fortbestehen“ solle.

Bachmannpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff hat sich im Focus für die unbedingte Fortsetzung des Wettbewerbs ausgesprochen: Andernfalls wäre „das literarische Leben um eine sehr öffentlichkeitswirksame Arena ärmer“.

Auch in Österreich regt sich heftiger Widerstand. Der Kärntner SchriftstellerInnen Verband (KSV) warnte vor einem „Kahlschlag für die moderne Literatur im Lande und einen unwiederbringlichen Schaden für den Literaturstandort Kärnten“.

Anderswo sieht es noch trostloser aus: Das Budapester Theaterpublikum hat am Samstagabend dem Intendanten des Nationaltheaters, Robert Alföldi, einen bewegenden Abschied bereitet. Alföldi leitete das Nationaltheater seit 2008. Trotz unbestrittenen Erfolgs bei Publikum und Kritik wurde sein Vertrag von der rechtskonservativen Regierung nicht verlängert. Als der Vorhang nach der letzten Vorstellung von „Mephisto“ nach Klaus Mann in Alföldis Regie fiel, applaudierten die Zuschauer 20 Minuten lang. Blumen flogen den Schauspielern zu, die zum Schlussapplaus vor den Vorhang getreten waren. Viele Gäste hielten Papiere hoch, auf denen „Köszönjük!“ (Danke schön!) stand. Ein Trompeter intonierte die Ballade „Il Silenzio“ von Nini Rosso.

Am 1. Juli übernimmt der Regisseur Attia Vidnyanszky die ersten Bühne des Landes. Der konservative Theatermacher galt bei der Besetzung der Nationaltheaterintendantur als Wunschkandidat des Kreises um Ministerpräsident Viktor Orban.

Spanien hat einen seiner meistübersetzten Gegenwartsautoren verloren. Der Kultautor Javier Tomeo, ein auch in Deutschland viel gelesener Meister der surrealistischen Literatur, ist mit 80 Jahren in Barcelona gestorben. Die surrealistische Atmosphäre seiner Bücher rückte den Autor nach Meinung von Literaturkritikern in die Nähe des Malers Francisco de Goya (1746–1828) sowie des Filmemachers Luis Buñuel (1900–1983). Oft verglich man ihn auch mit dem österreichischen Autor Thomas Bernhard (1931–1989).