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Archiv-Artikel

Aus Sorge um die dänischen Touristen und Diplomaten

Die Regierung in Kopenhagen fordert alle DänInnen auf, Indonesien zu verlassen, weil es konkrete Hinweise auf Anschlagspläne gebe

Konkrete Hinweise auf Anschlagspläne einer extremistischen Gruppe. Mit dieser Begründung forderte das Außenministerium in Kopenhagen am Wochenende alle DänInnen auf, umgehend Indonesien zu verlassen. Betroffen von der Warnung sind nach Angaben von Reisebüros bis zu 400 TouristInnen, die meisten auf Bali-Urlaub. Da die Bevölkerung dort vorwiegend hinduistischen Glaubens ist und bislang auch keinerlei Demonstration stattgefunden hat, warfen einzelne von dänischen Medien befragte Urlauber der Regierung in Kopenhagen übertriebene Vorsicht oder gar falsche Panikmache vor. Dänemark hatte vorher bereits die diplomatischen Vertretungen in Indonesien, Syrien, Libanon und Iran geschlossen und alles Personal von dort abgezogen, weil die dortigen Polizeikräfte dessen Sicherheit nicht ausreichend garantieren könnten.

Teilweise in Widerspruch zu dieser offiziellen Einschätzung kommt aus verschiedenen Exportfirmen die Meldung, es gebe Zeichen der Rückkehr zur Normalität. So seien vielerorts dänische Produkte stillschweigend wieder in die Regale geräumt worden und der Käuferboykott sei am Abklingen. Das Bild eines unter massivem äußerem Druck stehenden Landes nutzt aber jedenfalls den Sympathiewerten der Regierung. Trotz eines ziemlich miserablen Krisenmanagements verlieren die Regierungsparteien laut einer Umfrage nur minimal in der Wählergunst – die oppositionellen Sozialdemokraten dafür aber deutlich. Bei Wahlen bekämen sie nur sechs Mandate mehr als die fremdenfeindliche Dänische Volkspartei, die mit jetzt 17,8 Prozent um ein Drittel zulegen konnte.

Die Partei nutzte die Proteste gegen die Karikaturen, sich mit ihrer antiislamischen Linie weiter zu profilieren. Muslime wurden als „Unkraut“ bezeichnet, und man forderte, „antidänisch“ agierenden Imamen die dänische Staatsangehörigkeit zu entziehen und sie auszuweisen. Die Tatsache, dass immerhin 56 Prozent der DänInnen Verständnis haben, dass sich weltweit Muslime von den Karikaturen der Jyllands-Posten gekränkt fühlen und deren Veröffentlichung daher verurteilen, kommentierte „Volkspartei“-Vorsitzende Pia Kjærsgaard als „äußerst bedauerlich“. REINHARD WOLFF