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Archiv-Artikel

Exbanker bekommt 89 Millionen US-Dollar

FINANZKRISE Der Abgang bei der Bank of America wird Exchef Kenneth Lewis versüßt. Dabei ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs gegen ihn. Derweil droht die Reform der Finanzaufsicht zu scheitern

NEW YORK dpa/rtr | Der zum Jahreswechsel abgetretene Chef der Bank of America hat ausgesorgt: Kenneth Lewis bekommt von dem Geldhaus, das er mit der waghalsigen Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch ins Straucheln brachte, insgesamt 83 Millionen US-Dollar. Rund 57 Millionen Dollar gehen auf Pensionsansprüche zurück, die Lewis über die Jahre angesammelt hat. Der Rest sind Aktien und eine dicke Lebensversicherung. Für 2009 hatte Lewis auf ein Gehalt verzichtet.

Die Bank of America ist einer der Verlierer der Finanzkrise. Im vergangenen Jahr schrieb sie unterm Strich einen Verlust von 2,2 Milliarden Dollar. Zum Höhepunkt der Krise hatte der Staat die Bank mit 45 Milliarden Dollar stützen müssen. Das Geld ist inzwischen zurückgezahlt, Lewis quittierte aber unter öffentlichem Druck seinen Dienst. Aus der Verantwortung ist er damit nicht: Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo hat ihn wegen Betruges angeklagt.

Zugleich stocken die Bemühungen der US-Regierung, die Finanzbranche zu reformieren und für mehr Transparenz zu sorgen. Zentraler Streitpunkt ist die Einrichtung einer Verbraucherschutzbehörde. Das Repräsentantenhaus hat bereits einen Gesetzentwurf verabschiedet. Nun geht es um eine entsprechende Vorlage des Senats, die mit diesem in Einklang gebracht und dann von Präsident Barack Obama unterschrieben werden muss.

Schon im vorbereitenden Bankenausschuss sind sich Obamas Demokraten und die oppositionellen Republikaner jedoch uneinig, wo das Amt angesiedelt werden und welche Kompetenzen es haben soll. Beide Seiten wiesen nun einen Kompromissvorschlag des demokratischen Ausschussvorsitzenden Christopher Dodd zurück.

Für diese Woche wird deshalb ein verwässerter Entwurf des Bankenausschusses erwartet, der wesentliche Punkte auslässt und dann erst in der Debatte konkretisiert werden kann. Ob auf diese Weise bis zu der Kongresswahl im November ein fertiges Gesetz zustande kommt, ist unklar. Nur das kann aber garantieren, dass es überhaupt eine Reform gibt. Denn den Umfragen nach müssen die Demokraten bei den Wahlen mit Verlusten rechnen. „So allmählich wird der Kalender zu einem Faktor“, sagte Brian Gardner, Analyst beim Investmenthaus Keefe, Bruyette & Woods.