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Archiv-Artikel

Die billigsten Modelle gibt es schon für 100 Euro

PRODUZENT Vom Spielzeug bis zum Kriegsgerät – in Sachen Drohnen ist Israel weltweit die Nummer 1. Das gilt auch für den Export

Seit über 40 Jahren, so wirbt die israelische Rüstungsindustrie, wird das „UAS“ (Unmanned Aircraft System) im Kampf gegen die Feinde des zionistischen Staates eingesetzt

JERUSALEM taz | Für den einen Israeli ist sie nur ein Spielzeug, für den anderen gehört sie zur militärischen Ausrüstung: Die Drohne, das unbemannte Fluggerät, ist in handlicher Ausführung, faltbar für jeden Rucksack passend erhältlich – oder auch mit einer Flügelspannweite von über 26 Metern, wie der Heron TP. Diese Kampfdrohne soll möglicherweise demnächst auch bei der Bundeswehr zum Einsatz kommen.

Seit über 40 Jahren, so wirbt die israelische Rüstungsindustrie, wird das „UAS“ (Unmanned Aircraft System) im Kampf gegen die Feinde des zionistischen Staates eingesetzt. Die Erfahrung macht sich bezahlt. Israel ist heute weltweit die Nummer 1 in Sachen Drohnenexport.

Ob an den Stränden von Tel Aviv, in der Wüste oder auf frisch gemähten Kornfeldern – die Liebhaber der ferngesteuerten Miniflieger sind überall dort, wo weder Häuser noch Bäume die Flugbahn behindern. Die billigsten Modelle, die für den Einsatz in freier Natur tauglich sind, kosten gut einhundert Euro. Nach oben sind den Preisen kaum Grenzen gesetzt.

Fast immer steht ein Mann am Hebel, der dem Fluggerät die Richtung diktiert. Manch einen mag sein Armeedienst auf die Idee für sein Hobby gebracht haben. Selbst bei Infanteriekommandos – vor allem im Grenzbereich zum Gazastreifen – gehört das unbemannte Aufklärungsflugzeug schon beinahe mit zur Grundausstattung. Denn aus der Luft lassen sich Terrorkommandos leichter ausmachen als per Bodenpatrouille.

Bei der israelischen Luftwaffe gilt die Drohne als das Kriegsgerät der Zukunft schlechthin. Auf kurz oder lang hofft man, vielleicht sogar komplett auf Piloten verzichten zu können. Die Drohne ist billiger, genauer – und vor allem bewahrt sie die Soldaten der Luftwaffe vor gefährlichen Einsätzen. Bis heute im israelischen kollektiven Bewusstsein unverwunden ist der Absturz Ron Arads. Der Flugnavigator fiel 1986 in die Hände schiitischer Extremisten im Libanon, als er sich per Fallschirmsprung zu retten versuchte.

Um solche Fälle zu verhindern, sollen die Piloten künftig statt im Cockpit aus der sicheren Entfernung des Hauptquartiers ihre Mission per Joystick erledigen. Im vergangenen November habe das unbemannte Fluggerät bei dem blutigen Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen eine Schlüsselrolle gespielt, heißt es. Auch im Libanonkrieg 2006 waren Kampfdrohnen im Einsatz, außerdem fliegt die Luftwaffe gezielte Hinrichtungskommandos gegen gesuchte Terroristen per Fernbedienung.

Die Kampfdrohne Heron TP ist deutlich größer als die Aufklärungsdrohne Heron, die seit gut drei Jahren von der deutschen Bundeswehr in Afghanistan genutzt wird. Aus technischer Sicht, so meint Arie Egozi, israelischer Experte für unbemannte Fluggeräte, „kann jede Drohne Raketen abschießen“. Die Heron TP, die von vornherein als Kampfdrohne konzipiert wurde, hat zudem den Vorteil, dass sie eine Flughöhe von über 13.000 Metern erreicht und gut 50 Stunden in der Luft bleiben kann.

Einem Bericht des „Israel High-Tech and Investment Reports“ zufolge werden vier Fünftel der unbemannten Fluggeräte in Israel für den Export produziert. Das kleinste Modell ist kaum größer als eine Fliege und wiegt entsprechend nur ein paar Gramm. SUSANNE KNAUL