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Archiv-Artikel

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

In München läuft noch immer der Prozess gegen die Überlebende des mörderischen NSU-Trios, Beate Zschäpe, die gemeinsam mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den Nationalsozialistischen Untergrund, abgekürzt NSU, gebildet hat. 2011 nahmen sich Mundlos und Böhnhardt nach einem Bankraub das Leben, und erst mit dieser Selbsttötung trat zutage, dass die Zwickauer Terrorzelle offenbar seit dem Jahr 2000 mit rassistischem Blick mordend durch die Lande gezogen war. Seit dem wird um Erklärung und um Aufklärung gerungen. Mehr oder weniger jedenfalls. „Unter Drei. Beate, Uwe und Uwe“ heißt ein Theaterstück von Olivia Wenzel, das in Anfang der Woche im Ballhaus Ost herausgekommen ist: Unter der Regie von Mareike Mikat begeben sich drei Schauspieler in die Rollen des NSU-Trios und auf die Spuren des ideologischen und lebensweltlichen Hintergrunds der jungen Rechtsterroristen. Wer sind sie? Wie wurde sie, was sie wurden? Und wie ähnlich sind wir, die Normalos drum herum, diesen Leuten? (Ballhaus Ost: „Unter Drei. Beate, Uwe und Uwe.“ 28./29. und 30. Juni, jeweils 20 Uhr)

Auch der NSU-Terror aber kann den längst begonnenen Prozess einer Neudefinierung der Gesellschaft und ihrer Begriffe nicht mehr aufhalten, auch wenn rassistisch geprägte Mediendiskurse über Fragen wie die Verwendung des N-Worts in Kinderbüchern immer wieder schaudern machen: Die gesellschaftliche Debatte über Rassismus in Worten und Taten ist längst in Gang gekommen. Einer ihrer wesentlichen Motoren ist das Ballhaus Naunynstraße gewesen, wo heute Abend Vertreterinnen und Vertreter einzelner Minderheiten-Communities unter anderem darüber reden wollen, wie man sich untereinander stärker solidarisieren und die unterschiedlichen Erfahrungen mit der Mainstream-Gesellschaft zu einheitlichen Positionen verknüpfen kann. (Ballhaus Naunynstraße: „No Divide and Rule“, 27. 6., 20 Uhr, Eintritt frei)

Und dann haben wir auch noch das Richard-Wagner-Jahr: Das Theaterforum Kreuzberg hat nun einen der berühmtesten Helden Wagners in eine der ältesten freien Spielstätten dieser Stadt geholt. „Parsifal in Kreuzberg“ ist das hochkarätig gedachte Unternehmen überschrieben, das seit Dienstag von vier Sängern, einem Schauspieler und einem Pianisten gestemmt wird. Wagners „Parsifal“ als minimalistische Kammeroper zu präsentieren, damit will das Team um den musikalischen Leiter des Unternehmens Marcus Merkel, auch die Modernität von Wagners Musik unter Beweis stellen. (Theaterforum Kreuzberg: „Parsifal in Kreuzberg. Das letzte Liebesmahl“, 27./ 28. 6., 19 Uhr, 30. 6., 17 Uhr)