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Archiv-Artikel

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Der in Deutschland lebende amerikanische Regisseur Matthew Sweetwood wundert sich: Warum ist es auf dem Münchener Oktoberfest eigentlich so verdammt schwer, ein Bier zu bekommen? Was ist das Geheimnis der deutschen „Bierkultur“? In seiner Dokumentation „Beerland“ macht sich Sweetwood auf die Suche nach der deutschen Seele und ihrem Verhältnis zum Bier. Dazu begibt er sich auf eine filmische Rundreise zu Privatbrauereien und Hopfenköniginnen, zum Kölner Karneval und zum Stammtisch in die Berliner Eckkneipe. Unerschrocken stellt er sich den dort harrenden Herausforderungen, schließt neue Freundschaften und bringt (überwiegend) amüsante und charmante Anekdoten mit nach Hause. Zwar kann „Beerland“ daraus letztlich kein wirklich schlüssiges Gesamtbild entwickeln, doch vergnüglich ist diese Begegnung mit (und die Zerstörung von) deutschen Klischees allemal. (27. 6.–3. 7. Filmrauschpalast)

Ausgangspunkt für „2LDK“ (2002) von Yukihiko Tsutsumi war das sogenannte „Duel Project“, für das zwei Regisseure jeweils einen Film mit der gleichen Ausgangssituation fertigten: Zwei Personen werden auf engstem Raum in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. Während Tsutsumis Kollege Ryuhei Kitamura daraus den Samuraifilm „Aragami“ entwickelte, treffen in „2LDK“ zwei Schauspielerinnen in einer WG aufeinander, die sich beide für die weibliche Hauptrolle in einem Film namens „Yakuza’s Wives“ bewerben: Für das Starlet Lana ist es die letzte Chance auf den Durchbruch, für die gerade aus der Provinz angereiste Nozomi bedeutet der Filmpart die erste Gelegenheit, groß herauszukommen. Bald schon beginnt ein zusehends eskalierender Kleinkrieg, der schließlich im Absurden endet: Irgendwann duellieren sich die beiden Frauen mit Samuraischwertern und Kettensägen. Wirklich ernst nehmen muss man „2LDK“ trotz Horrorfilm-Dramaturgie allerdings nicht – dafür sorgt die Inszenierung mit ausreichend ironischer Distanz. (28. 6. Z-inema)

„Fast jede Geschichte ist auch eine Lüge“, sagt Orson Welles in seinem amüsanten Essayfilm „F for Fake“ (1973/75), in dem er aus seiner (Geld-)Not einmal mehr eine Tugend machte, und kurzerhand das Material eines Dokumentarfilms von François Reichenbach über den Kunstfälscher Elmyr de Hory mit zusätzlich gedrehten Szenen verband, in denen unter anderem auch der Hory-Biograf Clifford Irving auftritt, der dann später die berühmt-berüchtigte Howard-Hughes-Biografie fälschte. Herausgekommen ist dabei eine intelligente Reflexion über Wahrheit, Fälschung und unseren Willen zur Selbsttäuschung, deren disparate Szenen der Regisseur selbst als Conférencier und Zauberkünstler zusammenfügt. (2. 7. Lichtblick)