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Archiv-Artikel

Freigänger ohne Arbeit

RESOZIALISIERUNG Der Sexualstraftäter, der trotz Protests seiner Kollegen die Arbeit bei dem Bremerhavener Unternehmen Eurogate aufnehmen wollte, meldet sich weiter krank

Der Sexualstraftäter, der beim Hafenbetreiber Eurogate gegen den Widerstand der Kollegen seine Arbeit wieder aufnehmen will, ist weiterhin krankgeschrieben. Wann ein erneuter Arbeitsbeginn des Freigängers in Bremerhaven versucht werde, sei noch unklar, sagte Eurogate-Arbeitsdirektor Andreas Bergemann am Donnerstag.

Der Hafenarbeiter war wegen Missbrauchs seiner Stieftochter zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Eurogate hatte ihm daraufhin gekündigt. Dagegen hatte der Mann erfolgreich geklagt. Der erste Versuch, als Freigänger zu arbeiten, war in der vorigen Woche am Widerstand der Belegschaft gescheitert. 300 Hafenarbeiter hatten ihre Arbeit niedergelegt. Am Dienstag meldete sich der Mann krank.

Der Strafrechtler Lorenz Böllinger von der Universität Bremen kritisierte das Verhalten der Eurogate-Mitarbeiter. „Das grenzt an Menschenrechtsverletzung und Lynchjustiz“, sagte Böllinger. Er kenne keinen vergleichbaren Fall in Deutschland. Der Mann dürfe nicht doppelt bestraft werden. Dies wäre der Fall, sollte er seine Arbeit verlieren. Das Verhalten der Kollegen destabilisiere den Freigänger ohne Not. Bei leichteren Sexualstrafdelikten sei die Rückfallquote niedrig. Der Freigang diene dazu, den Mann zu resozialisieren.

Eurogate hat Rechtsmittel gegen das Urteil des Arbeitsgerichts auf Weiterbeschäftigung eingelegt. Mit einer Entscheidung ist frühestens in einem halben Jahr zu rechnen.  (dpa)