: Das Gesicht der Utopie
Berlinale Star-Album (5): Jessica Schwarz
Geboren 1977 (Westdeutschland), bis 1999 Model, danach Viva-Moderatorin. Seither Schauspielerin, 2003 mit dem „Grimme Preis“ ausgezeichnet.
Schön, dass sie da ist? Zum ersten Mal ist es die Sonne, die einen fremden Glanz auf die Kunststerne in den Bäumen vor dem Berlinale Palast wirft.
Und plötzlich schimmert dieser braune Häuserkomplex am Potsdamer Platz, der sich so gerne als neue alte Mitte der Republik profilieren möchte, als hätte sich ein Farbfilm darüber gelegt.
Plötzlich funktioniert diese Mitte als eine eigene Gegenwelt, in der das Knallrot eines Filmplakats, eine DDR-Geschichte wie selbstverständlich ihren Platz findet. Jessica Schwarz verschwindet oben rechts auf dem Plakat, nicht ihre Rolle im neuen Dominik Graf Film, „Der rote Kakadu“, ist die Geschichte, es ist die gleichnamige Kneipe – eine der aufregendsten Jazz-Kneipen im Dresden der 50er- und 60er-Jahre. Bis die Mauer stand. Trotzdem ist es Jessica Schwarz, die in diesen deutschen Gegenwelten-Ort den Glanz der Utopie trägt – ohne Exaltiertheit, ohne Tränenpathos, ohne Kitsch. Selten waren die Berlinale-Filmfrauen bisher so selbstverständlich auf Augenhöhe der Männer wie diese ihre Luise.
Verdient einen Bären für: Souveränes Star-Gutmenschentum. Cinema for Peace? Die Gala der Promi-Helfer, die am Montagabend Berlinale-Charity zelebrierten? Warum auch immer, aber Jessica Schwarz wurde darauf angesprochen. „Nichts für mich, diese Selbstinszenierung“, sagte sie. Sie habe ihr Patenkind in Paraguay.
Die dümmste Publikumsbemerkung nach ihrem Film (Pressevorführung): „Ja, das war doch ein guter Start in den Tag, dann geht’s jetzt nach Guantánamo, wa!“
Ihr gefährlichstes Accessoire sind ihre zwei schwarzen Krücken. „Moment, Luise im Film, die hinkt ja auch …?“ Sie haben so einige seltsame Gedanken in die Welt verschickt, die internationalen Presseabgesandten, aber diese eine haben sie im Kopf gelassen. Danke!
Paparazzi werden: weiterlauern – die verliebtverlobte deutsche Filmhoffnungskombo JessicaSchwarzDanielBrühl geht immer.
Darf sie 2007 wiederkommen? Aber sehr gerne.SUSANNE LANG