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Archiv-Artikel

Wenn der Job zum Gefängnis wird

Studie: Unbefristet Beschäftigte klagen häufiger über ihre Jobsituation als Angestellte mit befristeten Verträgen

BERLIN taz ■ Befristete Stellen, eine unsichere Erwerbsbiografie – sie gelten als Übel der Turbogesellschaft, die auf die Stimmung drücken. Dass die Menschen aber doch ein wenig komplizierter sind und ein fester Job nicht allgemein selig machend ist, beweist eine neue internationale Studie, an der auch die Universität Leipzig beteiligt war.

„Unbefristet Beschäftigte berichten häufiger über schlechteres Allgemeinbefinden als befristet Beschäftigte“, erklärt die Arbeitspsychologin Gisela Mohr von der Universität Leipzig. Festangestellte denken nämlich laut Studie häufiger über Jobprobleme nach und fühlen sich mehr unter Druck als die nur temporär Beschäftigten. Zudem gibt es einen paradoxen Effekt des vermeintlich sicheren Vertrages: Der potenzielle Verlust der unbefristeten Stelle, der bei Umstrukturierung, Firmenpleite oder Konflikten mit Vorgesetzten auch möglich ist, stellt für die fest Angestellten eine Bedrohung dar, die als gravierender empfunden wird als bei einem befristeten Job.

Für die Studie in Deutschland, Schweden, England, Spanien, den Niederlanden, Belgien und Israel wurden insgesamt mehr als 5.000 ArbeitnehmerInnen aus über 200 Betrieben befragt. Die befristet Beschäftigten hatten dabei Verträge über einen längeren Zeitraum, meist mehrere Jahre. Das Gros dieser ArbeitnehmerInnen hätte lieber eine unbefristete Stelle gehabt.

Die fest Beschäftigten konnten sich aber durchaus auch über Vorteile freuen: Sie fühlen sich bei der Arbeit autonomer, konnten ihre Fähigkeiten besser einbringen und hatten im Durchschnitt die qualifizierteren Jobs, heißt es in der Studie, die in englischer Fassung im Netz nachzulesen ist (www.uv.es/~psyco). Der Unterschied zu den befristet Angestellten bestand in dem so genannten psychologischen Vertrag, also den Erwartungen zwischen Vorgesetzten und Arbeitnehmern. Beide Parteien hätten „höhere Erwartungen“, wenn es sich um fest Beschäftigte handelte.

Die unbefristet Angestellten hatten dabei öfter das Gefühl, von Vorgesetzten „unfair behandelt“ zu werden. Die sichere Festanstellung kann also auch als Gefängnis mit festgefahrenen Machtverhältnissen empfunden werden. BARBARA DRIBBUSCH