: Kein Verlass auf Getriebene
VON SEBASTIAN PUSCHNER
Hartmut Mehdorns Dementi vom Freitag ändert nichts daran: Ob Tegel dann „Premiumstandort“ oder „Charter-Flughafen“ heißt – Mehdorn will den langfristigen Weiterbetrieb. Dafür hat er gute Gründe. Und ist deshalb sehr ernst zu nehmen.
Denn Mehdorn ist Chef einer Flughafengesellschaft und will als solcher natürlich lieber drei als zwei Start-und-Lande-Bahnen. Das bietet mehr Flexibilität, mehr Kapazität, mehr Einnahmepotenzial für sein klammes Unternehmen. Die Tegel-Debatte lenkt die Öffentlichkeit zudem davon ab, was an dem unvollendeten BER eigentlich vor sich geht.
Unter Druck
Vor allem aber, das hat er mehrfach zum Ausdruck gebracht, macht Mehdorn eine Frist Bauchschmerzen: Sechs Monate nach Eröffnung der neuen Südbahn am BER muss Tegel schließen. Das setzt die Flughafengesellschaft unter Druck: Mitarbeiter und Gerätschaften müssen zügig umziehen. Aber in einer Nacht, wie noch 2012 geplant, hätte das laut Mehdorn niemals geklappt. Am neuen Single-Airport muss dann alles fix funktionieren – ohne die Notfallreserve Tegel. Klar, dass Mehdorn die gern behalten will.
Bis dahin ist es ein weiter, aufwendiger Weg durch Planungsrecht, hitzige politische Debatten und weitere Gerichtsprozesse. Doch dieser Weg ist gangbar, da hat Mehdorn recht. Und auf die derzeitigen Aussagen der politisch Verantwortlichen in Berlin und Brandenburg, dass niemand Tegel halten will, ist kaum Verlass. Denn in Sachen Flughafen sind sie allesamt schon längst Getriebene.