WAS MACHT EIGENTLICH ... die Spree? : Am Ufer knabbern
Köln hat den Rhein, Berlin hat die Spree. In Köln zittert man vor dem Hochwasser, in Berlin neuerdings vor dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA). Jedenfalls in den Restaurants und Kneipen am Schiffbauerdamm. Auf Veranlassung des WSA wurde bereits am vergangenen Freitag die Uferpromenade abgesperrt. Grund: Die Kaimauer soll einsturzgefährdet sein. Für die Gastronomen, die hier seit der Sanierung der Straße vor zwei Jahren Tische aufstellen und florierende Freiluftgeschäfte betreiben, ein Schlag ins Kontor.
Im Flaggschiff der Schiffbauerdamm-Gastronomie, der „Ständigen Vertretung“, ist man sauer: „Wenn das Problem bis zum Sommer nicht gelöst ist, wäre das schrecklich“, sagt Inhaber Harald Grunert. „Wir alle haben schon Verträge mit dem Saisonpersonal abgeschlossen.“ Besonders genervt sind die Wirte, weil das Bezirksamt den Weg quasi über Nacht mit rot-weißem Band abgesperrt hat. Und weil die Mängel in der Uferbefestigung nicht schon bei der Ufer-Renovierung festgestellt wurden.
Auch Harald Büttner, Straßenamtsleiter von Mitte, ist mit der von ihm vollzogenen Sperrung nicht glücklich. Von der Einsturzgefahr erfahren hat er erst am Freitag, obwohl sich – so viel weiß er jetzt – die Bundesbehörde WSA und die Senatsbauverwaltung seit Oktober Briefe in der Angelegenheit schreiben. Damals fanden Taucher Hohlräume in der hundert Jahre alten Mauer.
Gestritten haben sich das WSA und die Senatsverwaltung über die Frage, wer für die Sanierung – oder gar den Neubau – zuständig ist. Zuerst sah es aus, als müsse das Land dafür aufkommen. Bis ein Schreiben von 1926 auftauchte, das den Kauf der Uferanlage durch das Deutsche Reich belegt. Als Rechtsnachfolger muss jetzt der Bund handeln.
So was kann dauern. Aber vielleicht folgt der Bezirk ja der Empfehlung des WSA, auch die Straße für Autos zu sperren. Dann könnten die Wirte ihre Bänke direkt vor die Tür stellen – eine kleine, verkehrsberuhigte Idylle. Mit Hochwasser ist auch dieses Jahr nicht zu rechnen. TEXT/FOTO: CLP