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Archiv-Artikel

EIN DEUTSCHER IM SPANISCHEN TV Wut auf Antenne Maier

VON REINER WANDLER

Wolfgang Maier erregt die Gemüter. Der Deutsche berichtet für den Fernsehkanal FTL aus Spanien. Seine Beiträge werden dort vom spanische Fernsehsender La Sexta aufgegriffen und direkt nach dem Mittagessen ausgestrahlt. „Así nos va“ – „So geht es uns“ – heißt das Programm. Je nach Tonfall kann der Satz auch die Bedeutung von „Wir haben es so verdient“ haben.

Im Trenchcoat, das Mikrofon in der Hand, berichtet der hochgewachsene Reporter über den spanischen Alltag. Maiers Ton ist überheblich, besserwisserisch, hart an der Grenze zur Ausländerfeindlichkeit. Er interviewt auf Spanisch und kommentiert auf Deutsch – La Sexta untertitelt.

„Sie haben mehr gebaut, als sie konnten. Sie haben spekuliert, bis sie in die größte Krise ihrer Geschichte fielen …“, eröffnet Maier. Bauruinen und Arbeitslose werden gezeigt. In reicheren Teilen Madrids geben Menschen auf der Straße offen zu, in Zeiten der Spekulationsblase eine goldene Nase verdient zu haben.

Maier berichtet auch aus den Madrider Bars: „Während Spanien um Rettung nachfragt, sind sie voll, keine Spur von Krise.“ Er zeigt Fußballfans, die vor der Kamera so richtig aufleben. Über den Müll auf dem Boden in den Bars sagt er: „Wenn das das Gesundheitsamt sehen würde.“ Er besucht Volksfeste wie Las Fallas in Valencia, wo riesige Skulpturen, die Politik und Gesellschaft auf die Schippe nehmen, abgebrannt werden: „240.000 Euro stehen in Rauch und Flammen … Umweltverschmutzung, Ausgelassenheit und Ekstase … unglaublich!“ Natürlich darf der Stierkampf nicht fehlen. Der Reporter starrt mit schockiertem Gesicht in die Kamera.

Maier hat die Gabe, immer diejenigen für Interviews auszusuchen, die am wenigsten zu sagen haben. Es entsteht das Bild eines Volkes aus ungebildeten Säufern.

Maier berichtet auch über die spanische Arbeitsmoral. Er stellt sich vors Gesundheitsministerium und passt die Handvoll Beamten ab, die zu spät kommt. Mehr oder weniger plausible Entschuldigungen werden in die Kamera gestammelt. Sein Fazit: „Wir Deutschen sollen die Wirtschaft Spaniens retten. Wenn wir ihre Arbeitsmoral sehen … werden sie fähig sein, uns dieses Geld zurückzugeben?“

Die Kommentare im Internet sind alles andere als freundlich. Sie reichen von „neidisch auf unseren Lebensstil“, „Hurensohn“, bis hin zu „Rassist im Stile Hitlers“. Nur wenige fragen sich, ob Wahrheit hinter dem steckt, was Maier da zeigt.

Und noch weniger Zuschauer stellen sich die Frage, was für ein Sender FTL eigentlich ist. Nicht nur die Buchstaben, auch das Logo erinnert stark an RTL. Wer im Netz sucht, findet keine Homepage von FTL. Und für „Wolfgang Maier“ liefert Google nur einen Sprachwissenschaftler an der Universität Düsseldorf, den Direktor des Deutschen Skiverbands, einen Hotelchef in Abu Dabi – doch von dem Starreporter fehlt jede Spur.

Schlussfolgerung eines auf Fernsehen spezialisierten Blogs: „Diese Reportagen sind unechter als eine Euromünze mit dem Gesicht Popeyes.“ Die meisten Zuschauer werden Maier dennoch weiterhin für bare Münze nehmen und sich aufregen. FTL trifft den Nerv in einem Europa der Merkelherrschaft und der Krise.