: Forscher für europäischen Rettungsfonds
FINANZKRISE Ökonomen sind sich einig: Griechenland braucht Hilfe. Strittig ist lediglich, woher das Geld kommen soll, mit dem Staatsanleihen aufgekauft oder garantiert werden sollen – und wann gezahlt wird
BERLIN taz | Das bankrotte Griechenland kann seine Schulden aus eigener Kraft vorerst nicht abbauen – da sind sich neoliberale wie keynesianisch orientierte Volkswirte einig. Aber wie hilft man den Griechen am besten, ohne dass es für die anderen Euroländer zu teuer wird? Beliebt ist inzwischen die Idee eines europäischen Stabilisierungsfonds. Zwei verschiedene Modelle wurden am Dienstag in Berlin vorgestellt.
Der Brüsseler Thinktank „Centre for European Policy Studies“ setzt auf Sanktionen, die nicht nur die Griechen treffen. Zunächst einmal müsste jedes Euroland, das die Maastricht-Kriterien verletzt, für die unerlaubten Schulden und Defizite 1 Prozent an Steuern zahlen. Da momentan kein einziges Euroland die Maastricht-Kriterien erfüllt, kämen innerhalb von zwei Jahren etwa 40 Milliarden Euro zusammen, wie Ökonom Daniel Gros vorrechnete. Dieses Geld könnte dann eingesetzt werden, um Banken und Investoren griechische Staatsanleihen abzukaufen, falls Griechenland nicht mehr in der Lage sein sollte, seine Schulden zu bedienen.
„Haircut“ für Investoren
Allerdings müssten die Investoren einen „Haircut“ hinnehmen – sie würden also nur einen Teil ihres Geldes zurückerhalten. Damit soll verhindert werden, dass Banken und Fonds erst an griechischen Staatsanleihen verdienen und dann das Risiko auf den Steuerzahler abwälzen.
Die Hauptsorge von Gros ist, dass sich der Fall Argentinien wiederholen könnte: Ab 1999 legte der Internationale Währungsfonds drei große Hilfspakete auf – und am Ende war das Land dennoch nicht in der Lage, seine Schulden zu bedienen. Daher ist Gros strikt dagegen, den Griechen jetzt schon Hilfszusagen zu machen, noch bevor der Fonds mit klaren Sanktionen etabliert ist. Der Preis: Die Griechen könnten erst in etwa zwei Jahren mit Unterstützung rechnen.
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung will hingegen sofort eingreifen: Die Euroländer sollten eine Garantie für alle griechischen Staatsanleihen aussprechen, empfiehlt Leiter Gustav Horn.
Risikoprämie verhindern
Wahrscheinlich würde dies zunächst noch nicht einmal Geld kosten – aber den Griechen ermöglichen, weniger Zinsen für ihre Schulden zu zahlen, weil die Risikoprämie entfiele. Auch Horn sieht die Notwendigkeit, einen europäischen Fonds aufzulegen, damit überschuldete Länder wie Griechenland auf Dauer solvent bleiben. Finanzieren will er diesen aber nicht durch eine Strafsteuer, sondern durch Eurobonds. ULRIKE HERRMANN