: Die kleine Wortkunde
Ab heute ist Kroatien EU-Mitglied. Zeit, mal zu fragen: Was haben die Kroaten der Welt eigentlich bis heute gegeben?
Nein, es geht nicht um Cevapcici: Hackfleischröllchen gibt es überall auf dem Balkan. Auch Nikola Tesla ist falsch: Der Erfinder des Wechselstroms war zwar aus Kroatien, aber ethnisch Serbe. Und vor allem: US-Staatsbürger.
Was wir den Kroaten verdanken, hängt jedem Manager um den Hals: Die KRAWATTE, die sich vom kroatischen Wort für Kroatien – „Hrvatska“ – ableitet, war ursprünglich ein Tuch, dass Landsknechte aus Kroatien im Dreißigjährigen Krieg um den Hals trugen, um sich nach dem Essen den Mund und nach der Schlacht die Waffen abzuwischen. Was Krawattenfarben offensichtlich bis heute beeinflusst.
Ob die französischen Landsknechte, die die neue Mode aus Kroatien als Erste kopierten (und das Wort „Hrvate“ dank fehlender Fremdwörteraffinität zur „Krawatte“ verballhornten), wussten, dass viele der „Kroaten“ in den Heeren von Wallenstein und Co. Serben waren? Die nämlich waren in der Habsburger Monarchie für die Sicherung der Grenze zum Osmanischen Reich zuständig.
Heutige Kroaten wissen das offenbar nicht. Wie anders wäre zu erklären, dass der internationale Tag der Krawatte nirgends so ausgiebig begangen wird wie in Kroatien? Und das ohne Nennung der etwa 200.000 serbischstämmigen Staatsbürger, die in den 1990er Jahren aus dem Land flohen oder – je nach Sichtweise – vertrieben wurden?
RÜDIGER ROSSIG