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Archiv-Artikel

portrait Der Hoffnungsträger im Armenhaus

René Garcia Preval wird neuer Präsident von Haiti. Er möchte ein Hoffnungsträger sein für die mehrheitlich arbeitslosen Menschen in Haiti, dem Armenhaus Lateinamerikas – ganz im Sinne des Namens seiner Partei „Lespwa“, kreolisch für Hoffnung. Seine Anhänger, die ihn Onkel René, nennen, haben ihn jetzt mit absoluter Mehrheit gewählt. Denn Preval hat ihnen Arbeit, Bildung und soziale Gerechtigkeit versprochen und damit die Erwartungen hochgeschraubt.

Fast die Hälfte der Menschen in Haiti kann nicht lesen und schreiben. Drei Viertel der rund 8,6 Millionen Einwohner leben unter der Armutsgrenze. Und die Armut steigt. Seit dem Sturz von Exstaatschef Jean-Bertrand Aristide vor zwei Jahren ist das Land nicht mehr zur Ruhe gekommen. Entführungen, Straßenkämpfe, Gewalt, fast 2.000 Menschen starben. „Die Kinder müssen von der Straße geholt werden. Statt Waffen müssen sie Bücher und Stifte tragen“, forderte Preval während seiner Wahlkampfreisen durch das „Land der Berge“.

Preval wurde 1943 in Marmelade als Sohn eines Großgrundbesitzers geboren. Sein Vater war in den 50er-Jahren Landwirtschaftsministers, bis er vor Diktator „Papa Doc“, François Duvalier, nach Europa fliehen musste. Preval studierte im belgischen Leuwen Agrarökonomie. Erst 1975 kehrte er nach Haiti zurück und beteiligte sich an der Protestbewegung gegen den Duvalier-Sohn „Baby Doc“, der 1986 das Land verließ. Über seine Arbeit in einem Zentrum für Waisenkinder lernte er den Salesianer-Priester Jean-Bertrand Aristide kennen. Sie gründeten „La Fanmi se Lavi“ – „Die Familie ist das Leben“. Als Aristide 1991 zum Präsidenten ernannt wurde, bekleidete Preval das Amt des Regierungschefs. Nach dem Militärputsch im gleichen Jahr flohen sie gemeinsam. Erst 1994 kehre Preval nach Port-au-Prince zurück.

Weil Aristide aufgrund der haitianischen Verfassung nicht erneut antreten durfte, kandidierte Preval und wurde 1996 zum Staatspräsidenten gewählt. Aus dieser Zeit stammt der Verdacht, er sei nur ein Strohmann des seit 2004 südafrikanischen Exil lebenden Aristide. Die Auflösung des Parlaments und die Einsetzung von Regierungsmitgliedern per Dekret brachten ihn in die Kritik. Die Armen erinnern sich aber vor allem an den Bau von Schulen, Krankenhäusern und Stadtteilzentren. Er ist der einzige Präsident Haitis, der seine komplette Amtszeit absolvierte. Während Aristides zweiter Amtszeit zog sich Preval nach Marmelade zurück, engagierte sich in Bauernprojekten und ging auf Distanz zu seinem einstigen Kampfgefährten. Jetzt kehrt er als Sieger im Triumphzug aus Marmelade zurück. HANS-ULRICH DILLMANN

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