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Archiv-Artikel

Auch mal Container umschlagen

JADE-WESER-PORT Ein neues Marketingkonzept soll den Tiefwasserhafen nach vorne bringen. Ladung aus Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden soll kommen. Die Erwartungen waren riesig, die Realität ist bislang enttäuschend

Der im vergangenen September eröffnete Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven soll nach einem enttäuschenden Start mit einem neuen Konzept in Fahrt kommen. Deutschlands einziger Tiefwasserhafen soll künftig als vollwertiger Containerhafen beworben werden. „Wir müssen weltweit Klinken putzen“, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) am Montag bei der Vorstellung des neuen Konzepts in Wilhelmshaven. Ziel sei es, vermehrt Ladung aus der Region, aber auch aus Nordrhein-Westfalen oder den Niederlanden zu gewinnen.

Geschäftsführer der neuen Vermarktungsgesellschaft wird Andreas Bullwinkel, bisher Chef der Marketinggesellschaft aller niedersächsischen Seehäfen „Seaports of Niedersachsen“. Er wolle „das mit aller Kraft anpacken“, versprach der 56 Jahre alte Wirtschaftsingenieur. Lies bewertete es als großen Irrtum der vorherigen schwarz-gelben Landesregierung zu glauben, dass der Jade-Weser-Port von alleine in Schwung kommen würde. „Diesen Fehler müssen wir jetzt korrigieren.“

Der Chef des Terminalbetreibers Eurogate, Emanuel Schiffer, sicherte seine Unterstützung bei den Vermarktungsanstrengungen zu. Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) erinnerte daran, dass der Jade-Weser-Port zu Beginn des Jahrtausends als strategische Antwort auf die damaligen Herausforderungen und den Wettbewerb der Containerhäfen in Europa geplant worden sei. Er plädierte für einen Schulterschluss zwischen Niedersachsen, Bremen und Hamburg. „Wir brauchen einen langen Atem.“

Lies verwies auf eine kürzlich vorgestellte Studie des Fraunhofer-Instituts, die dem Tiefwasserhafen am Jadebusen eine sehr hohe Standortattraktivität bescheinigt. Zurzeit laufen allerdings nur zwei Containerlinien den Hafen regelmäßig an.

In den ersten gut drei Monaten nach der Eröffnung am 21. September 2012 wurden jeweils nur einige tausend Standardcontainer (TEU) umgeschlagen: 28.000 TEU in 2012, im ersten Quartal 2013 waren es 7.000 Boxen. Die maximale Umschlagskapazität soll im vollen Betrieb bei 2,7 Millionen Containern pro Jahr liegen – ein Viertel von Hamburg, knapp die Hälfte von Bremerhaven. Auch die Vermarktung der zum Hafen gehörenden Logistikflächen verläuft schleppend und ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Burkhard Lemper vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremen äußerte sich zuversichtlich, dass ein Aufschwung in der Containerschifffahrt auf jeden Fall auch dem Jade-Weser-Port helfen werde. „Wenn durch einen Aufschwung die etablierten Häfen und die Schiffe insgesamt wieder besser ausgelastet werden, entsteht ein Handlungsdruck bei den Reedern, der es auch rechtfertigt, die mit einer Umstellung der Fahrpläne verbundenen Kosten in Kauf zu nehmen.“  (dpa/taz)