KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER NIEDERSACHSENS KINDERKNAST-PLÄNE
: Alte Fehler für junge Menschen

Es gibt kein Konzept, die Fachöffentlichkeit bleibt bei der Planung des Heims außen vor

Wenn es der Sinn von Politik ist, immer wieder dieselben Fehler zu machen, dann ist die Entscheidung Niedersachsens, einen Kinderknast einzurichten sinnvoll. Dann müssen sich die politisch Verantwortlichen auch nicht daran stoßen, dass mit der Feuerbergstraße in Hamburg ein gleichartiges Experiment derart krachend daneben ging, dass es einen Untersuchungsausschuss auslöste. Und ein Seufzer der Erleichterung durch alle Parteien ging, als das Skandal-Heim Ende 2008 endlich dicht gemacht wurde.

Die Einrichtung war nicht nur horrend teuer, weil permanent unausgelastet, sondern auch unregierbar. Da brachen immer wieder Kinder aus, sie wurden mit Psychopharmaka ruhig gestellt oder auch gegen ihren Willen auf HIV-Infektionen getestet. Und während der Diskussion über die langer Liste der Skandale wurde eines nur allzu deutlich: Die Pleiten und Pannen in der Feuerbergstraße waren schon in dem Ansatz angelegt, einen Knast für Kinder zu schaffen, die man mangels Strafmündigkeit noch gar nicht einknasten darf.

Auch in Niedersachsen gibt es kein transparentes Heimkonzept, das nahelegen könnte, hier würden die Hamburger Fehler vermieden. Ebenfalls unterblieben ist es, die Fachöffentlichkeit in die Planungen einzubeziehen.

Bekommen junge Menschen erst die Konsequenzen derselben alten Fehler zu spüren, ist das Scheitern vorhersehbar.