: Fleischunternehmer wehrt sich
MINDESTLOHNDEBATTE Die Tönnies-Lebensmittel GmbH will am geplatzten Fleischgipfel nicht schuld sein
Die Tönnies-Lebensmittel GmbH wehrt sich gegen die Vorwürfe aus der Politik, den Fleischgipfel in Niedersachsen zum Platzen gebracht zu haben. „Es war die Landespolitik, die die Gespräche beendet hat“, sagte Joachim Timmermann von der Tönnies-Schlachthoftochter Weidemark in einem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung. Dabei seien die Gesprächspartner einer Lösung „noch nie so nahe gekommen“ wie beim Gipfel im Wirtschaftsministerium in der vergangenen Woche.
Die Minister hätten ein Eckpunktepapier ohne vorherige Abstimmung vorgelegt, kritisierte Timmermann. Das Wirtschafts- und das Landwirtschaftsministerium hatten angesichts fragwürdiger Lebens- und Arbeitsbedingungen ausländischer Schlachter gefordert, dass sich die Branche in Niedersachsen freiwillig zu einem Mindestlohn von 8,50 Euro verpflichtet.
Politiker, Gewerkschaften und Kirchen hatten der Schlachtindustrie und ihren Subunternehmern „moderne Sklaverei“ mit osteuropäischen Billigarbeitern vorgeworfen. Niedrigstlöhne im Kernland der fleischverarbeitenden Industrie zwischen Oldenburg, Vechta und Cloppenburg würden oft mit Hilfe von Werksverträgen, Leiharbeit und einem undurchsichtigen Geflecht von Subunternehmen organisiert.
Grundsätzlich begrüße die Tönnies GmbH einen Mindestlohn, sagte Timmermann. An einigen Standorten sei sein Unternehmen eine entsprechende Verpflichtung bereits eingegangen. Ein formaler Mindestlohn müsse aber für die gesamte Branche gelten: „Eine Selbstverpflichtung nur weniger größerer Unternehmen und nur in Niedersachsen, wie von der Regierung vorgeschlagen, löst das Problem nicht.“ (epd)