Guerillagruppen vereint auf neuen Wegen

KOLUMBIEN Nach der Farc will jetzt auch die kleinere ELN in die Verhandlungen mit der Regierung eintreten. Dem steht prinzipiell nichts im Wege. Auf der Tagesordnung steht jetzt die Entwaffnung der Guerilla

BUENOS AIRES taz | In Kolumbien haben sich die beiden Guerillagruppen Farc und ELN angenähert. Nach einem „Gipfeltreffen der Kommandanten“ unterstützt die Farc jetzt auch öffentlich die Forderung der ELN nach einem Platz am Verhandlungstisch bei den Friedensgesprächen mit der Regierung. „Jegliche Lösung des Konflikts in unserem Land beruht auf dem Weg des Dialogs und der Notwendigkeit, Gespräche mit allen kolumbianischen Aufständischen zu führen.“ Das ist die wichtigste Aussage in der vom Farc-Chef Timoleón Jiménez und dem Chef der ELN, Nicolás Rodríguez, unterzeichneten Erklärung.

Seit November 2012 verhandeln Regierung und Farc in der kubanischen Hauptstadt Havanna über ein Friedensabkommen. Schätzungen zufolge haben die militärischen Auseinandersetzungen seit 1964 mehr als 200.000 Menschenleben gefordert. Die ELN ist mit rund 2.500 Kämpfern kleiner als die Farc, deren Stärke auf rund 8.000 Rebellen geschätzt wird. Noch 2006 hatte die Farc die ELN auf das Heftigste bekämpft. Einer der Gründe hierfür war die Bereitschaft der ELN zu Friedensverhandlungen mit der damaligen Regierung. Wiederholt hat die ELN auch jetzt wieder ihre Beteiligung an den Verhandlungen gefordert. Noch im April hatte Staatspräsident Juan Manuel Santos erklärt, er erwarte „eher früher als später“, dass der Dialog auch mit der ELN beginne.

Die Zeit läuft aber gegen die ELN. Ende Mai verkündeten Regierung und Farc eine Einigung in der wichtigen Frage der Landreform. Damit ist der erste der fünf wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung abgearbeitet. Seit Montag geht es um die mögliche Umgestaltung der Farc in eine politische Partei, die damit verbundene Entwaffnung der Guerillagruppe und mögliche Sicherheitsgarantien. Eine Frage, die auch für die ELN überlebensnotwendig ist. JÜRGEN VOGT