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Archiv-Artikel

Hunderte Tote nach Erdrutsch befürchtet

In den Philippinen begräbt eine gewaltige Schlammlawine ein ganzes Dorf samt Schule. 1.500 Vermisste

BERLIN taz ■ Auf der zentralphilippinischen Insel Leyte hat gestern Vormittag ein Erdrutsch ein Bergdorf mit rund 500 Häusern sowie eine Grundschule mit 246 Schülern und 7 Lehrern unter sich begraben. Bis zum Abend wurden die ersten 16 Toten geborgen. Nach Angaben des Roten Kreuzes wird die Zahl der Toten auf 200 geschätzt, doch würden weitere 1.500 Menschen vermisst. Mehr als 100 Menschen konnten lebend geborgen werden.

Das betroffene Dorf Guinsaugon bei der Stadt Saint Bernard im Süden der Insel, rund 670 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila, hatte vor der Katastrophe etwa 2.000 Einwohner. Schwere Monsun-Regenfälle hatten die letzten zwei Wochen die Region heimgesucht. Vor dem Erdrutsch hatte zudem ein Beben der Stärke 2,6 die Gegend erschüttert und wahrscheinlich die Schlammlawine mit ausgelöst. Ein Überlebender sagte dem Radiosender dzMM: „Es klang, als wenn der Berg explodierte, und dann brach alles zusammen.“ Er habe kein Haus mehr stehen sehen. Die ersten Retter am Unglücksort drohten selbst im Schlamm zu versinken.

Die Gouverneurin der Provinz Südleyte, Rosette Lerias, sagte der Zeitung Philippine Daily Inquirer, viele Einwohner hätten vergangene Woche das Gebiet aus Angst vor Erdrutschen verlassen. In den letzten Tagen seien sie aber zurückgekehrt, weil es nur noch abends geregnet hätte.

Präsidentin Gloria Macapagal befahl die gesamte Marine der Zentralphilippinen zu Hilfsmaßnahmen nach Leyte. Auch die USA schickten ein Schiff, das im Süden der Philippinen gerade an einem Manöver teilnahm.

Die betroffene Insel Leyte liegt im Taifungürtel der Philippinen und ist immer wieder von Naturkatastrophen betroffen. Deren Auswirkungen werden durch den viel zu lange legalen – inzwischen illegalen – Holzeinschlag verschärft. Bei der schwersten Katastrophe starben 1991 über 5.000 Menschen, als nach schweren Regenfällen ein aus gefällten Bäumen entstandener künstlicher Damm brach. Im Dezember 2003 starben bei einem Erdrutsch 300 Menschen. Zuletzt starben am vergangenen Wochenende 7 Menschen bei einem Erdrutsch.

Zwar ist inzwischen das Bewusstsein über die negativen Folgen des illegalen Holzeinschlags verbreitet, doch verhindern Korruption und niedrige Bezahlung der Forstbeamten eine konsequente Durchsetzung. Zudem ist Leyte stark mit Kokospalmen bewachsen, die dem Boden wenig Halt bieten. SVEN HANSEN