: Dreckige Kunst
ZEICHENTRICK Ergänzend zur Ausstellung „Kaboom!“ in der Bremer Weserburg zeigt das Bremer City 46 eine Reihe zum Thema „Comic in der Filmkunst“
Ja, es gab schon Comics in der Antike, aber in ihrer modernen Urform erschienen sie ab 1895 in amerikanischen Zeitschriften. Die Comics sind etwa genauso alt wie das Kino, und die beiden kamen dann auch schon sehr bald in den ersten Zeichentrickfilmen zusammen.
Dementsprechend ist es fast zwingend, wenn das Bremer Kommunalkino City 46 die Ausstellung „Kaboom!“ in der Weserburg mit einer Filmreihe ergänzt. Allerdings werden hier in dieser Woche mit einer Ausnahme nicht animierte Comics gezeigt, sondern Dokumentationen über diese populäre Kunst.
In „Graphic Novels! Melbourne!“ (Fr, 20 Uhr) wird die Szene der Comiczeichner in Australien vorgestellt. Diese erlebt seit einigen Jahren eine Blütezeit.
„The Art of Spiegelman“ (Sa, 20 Uhr) ist ein Porträt des Pulitzer-Preisträgers Art Spiegelman, der 1991 mit „Maus“ bewies, wie ernsthaft man in diesem Medium arbeiten kann. In dieser Graphic Novel erzählt er die Geschichte seiner Eltern, die als Juden den Holocaust überlebten. Die Dokumentation erzählt seine Lebensgeschichte.
Jean Giraud war einer der einflussreichsten französischen Comicautoren. Unter dem Pseudonym Moebius war er einer der Designer von „Alien“ und war für den ungewöhnlichen Stil von Luc Bessons „Das fünfte Element“ verantwortlich. „Moebius Redux – Ein Leben in Bildern“ (So, 20 Uhr), der ebenfalls von Arte produziert wurde, ist mehr als ein Porträt des 2012 verstorbenen Künstlers. Denn weil er bei den wichtigsten Entwicklungen des französischen Comics nach den 60er-Jahren dabei war, ist seine Biografie auch immer ein wenig Kulturgeschichte.
Mit gleich drei stilistisch eher konventionellen Dokumentationen ist diese Filmreihe ein wenig akademisch geraten, doch immerhin wird hier noch einer der sinnlichsten und unterhaltsamsten Zeichentrickfilme der letzten Jahre gezeigt. In „Chic & Rita“ (Do, Mo bis Mi, 20 Uhr) wird in einer traditionellen Zeichentechnik mit klaren Linien die Blütezeit der populären kubanischen Musik heraufbeschworen.
Die mit Wehmut erzählte Romanze eines Jazzpianisten und einer Sängerin ist dabei nur die Schnur, an der entlang von den goldenen Zeiten des Jazz in den späten 1940er-Jahren erzählt wird. Woody Herman, Dizzy Gillespie, Charly Parker und Thelonius Monk spielen in Kurzauftritten ihre Musik und dabei wird deutlich, wie sorgfältig hier Stimmung und Klänge dieser Ära nachempfunden werden. In den USA dürfen wegen „Nacktheit und Drogengebrauchs“ nur Erwachsene den Film sehen. Ein wenig sind Comics immer noch eine dreckige Kunst. HIP
Kaboom! Comic in der Filmkunst: bis 10. Juli, City 46, Bremen