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LARS PENNING
Den Beitritt Kroatiens zur EU mit einem Film zu feiern, der die Geschichte eines hochverschuldeten Kleinstaats erzählt, ist irgendwie pikant. Tatsächlich geht es natürlich darum, dass F. W. Murnau seine Komödie „Die Finanzen des Großherzogs“ 1923 zum Teil an der Küste der Adria drehte – die attraktive Landschaft und das schöne Wetter wurden auch damals schon von der deutschen Filmindustrie durchaus geschätzt. Es wurde Murnaus heiterster Film. Im Übrigen aber bleibt Finanzkrise eben Finanzkrise: Einfach einmal eine russische Großfürstin (Mady Christians) heiraten, hilft dem sorglosen Staatslenker Don Ramon XX. (Harry Liedtke) da nur bedingt weiter. (5. 7., Zeughauskino)
In seinem jüngsten Werk „Ihr werdet euch noch wundern“ (Vous n’avez encore rien vu, 2012) greift der große Alain Resnais noch einmal alle Themen und Formen auf, die ihn zeitlebens beschäftigten: das Erinnern und Vergessen, das Variieren und Neuerfinden, die Vermischung von verschiedenen Zeit-, Wahrnehmungs- und Realitätsebenen, Theater, Literatur und Film. Dazu erzählt er die Geschichte einer Gruppe von Schauspielern, die sich im Anwesen eines offenbar unlängst verstorbenen Bühnenautors einfinden. Sie alle haben in verschiedenen Inszenierungen seiner Bearbeitung des Eurydike-Stoffes mitgewirkt und sollen sich eine DVD mit der „Eurydike“-Aufführung einer jungen Theaterkompagnie ansehen. Doch mit dem Beginn der Vorführung verschieben sich die Realitätsebenen: Die Schauspieler im Zuschauerraum beginnen, in ihren einstigen Rollen zu agieren, sie sprechen und spielen mit den Kollegen auf der Leinwand mit, Bühnentext und Privates vermischen sich, zeitliche Abläufe geraten durcheinander, Räume verändern sich. Split-Screen-Einstellungen eröffnen denkbare Variationen der Handlung, die sich bereits in der jeweils nächsten Einstellung schon nicht mehr schlüssig auflösen lassen: ein schier unerschöpfliches und fantasievolles Spiel mit allen Möglichkeiten. (OmU, 7. 7., fsk 2)
Eine der nettesten, aber auch erschreckendsten Geschichten aus der Welt der Politik trug sich 1981 mit Amtsantritt des US-Präsidenten Ronald Reagan zu: Wo der „War Room“ sei, wollte der Exfilmheld von seinen Beratern wissen, also jener unterirdische Kontrollraum, in dem sich die amerikanische Führung im Falle eines Atomkriegs versammle. Doch den gab es nicht: Der britisch-deutsche Production Designer Ken Adam hatte ihn lediglich für die schwarze Komödie „Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ (1964) entworfen, Stanley Kubricks irrwitzige Reflexion über paranoide Generäle, dubiose Präsidentenberater und sture Krieger … (OmU, 6. 7., Freiluftkino Mitte)