Dortmund verstärkt die Bremer Abwehr

Trotz etlicher Chancen schafft es Borussia Dortmund nicht, ein Tor gegen Werder Bremen zu erzielen. Schuld sind die eigene Unzulänglichkeit, der linke Pfosten und die perfektionierte Abseitsfalle – 20 Abseitsstellungen wurden gezählt

DORTMUND taz ■ „Wenn der noch ein Auge für seine Mitspieler hätte, könnte er ein ganz Großer werden“, sagte Bremens Keeper Tim Wiese über BVB-Angreifer David Odonkor. Werder Bremen gewann mit 1:0 bei Borussia Dortmund. Dabei bekam die Bremer Abwehr Unterstützung vom BVB. Dass der Treffer von Ivan Klasnic in der 37. Minute zu drei Punkten reichte, war mehr den schwachen, ja manchmal gar stümperhaften Aktionen der Dortmunder im Abschluss als einem Bremer Bollwerk zu verdanken. Den Erfolg der Bremer als glücklich zu bezeichnen, wäre falsch, denn sie hatten in einer rasanten Partie ähnlich viele Chancen wie die Dortmunder.

Die Taktik der Borussen war einfach angelegt. Der außerordentlich schnelle Odonkor wurde immer wieder mit Steilpässen geschickt und sollte von außen den Mittelstürmer Ebi Smolarek bedienen. Das gelang häufig. Nur Odonkors technische Defizite und der Pfosten verhinderten zumindest einen Torerfolg des BVB. „Die hatten doch nur zwei Chancen“, spielte Tim Wiese die Abstimmungsprobleme herunter. Die Statistiker zählten 20 Abseitsstellungen der Dortmunder. Das ist eine prächtige Bilanz für die Fallensteller, war aber nur die logische Folge von Ratlosigkeit. Den Bremern fiel nicht ein, wie gegen den schnellen aber leider ziellosen Odonkor mit etwas weniger Risiko verteidigt werden kann.

Zweifel an der Entwicklungsmöglichkeit der jungen Mannschaft hegt BVB-Sportdirektor Michael Zorc trotz des Rückschlags nicht: „Ich habe vor der Zukunft dieser Mannschaft keine Angst.“ Die Dortmunder Fans scheinen dagegen noch Probleme mit der neuen Realität zu haben. Noch immer wird gejubelt, wenn auf der Anzeigentafel Tore gegen Schalke oder die Bayern auftauchen – auch wenn sie von direkten Konkurrenten um einen Uefa-Cup Platz erzielt werden. Am Samstag waren dies Hertha BSC Berlin und Hannover 96. Der Sprung auf Platz fünf wurde zum wiederholten Mal verpasst. Grund zum Jubeln hatten da eigentlich nur die Bremer.

Über die Abwehr des SV Werder Bremen war in dieser Saison schon viel geschrieben worden. Es war nur selten etwas Positives zu lesen. Deshalb ist festzuhalten: Im Jahr 2006 haben die Bremer in drei Bundesligaspielen noch kein Gegentor bekommen. Vermutlich wäre die Abwehrleistung der Bremer auch nur zu einer Randnotiz verkommen, wenn die Mannschaft nicht am Mittwoch in der Champions League antreten müsste. Der Gegner im Hinspiel des Achtelfinales heißt Juventus Turin. Werder wird es also mit den Herren Zlatan Ibrahimovic und David Trezeguet zu tun bekommen. Am Samstag hatten die Bremer schon erhebliche Probleme mit dem BVB.

„Wir haben vieles richtig gemacht. Ich ziehe viele positive Sachen aus diesem Spiel“, wollte sich Schaaf den Erfolg auch nicht madig machen lassen. Nur die Fakten aber geben Anlass zur Hoffnung, dass die Bremer Defensive stabil ist. „Es gibt viele Dinge, die wir verbessern müssen“, sagte Sportdirektor Klaus Allofs und ließ Interpretationsspielraum. Der „Biss“, der beim 0:2 gegen Kaiserslautern in der Vorwoche gefehlt habe, sei wieder da gewesen. Besonderen Ehrgeiz entwickelte Klasnic, der mit einer Erkältung ins Spiel gegangen war und für Mittwoch fraglich ist. „Ich wollte die Mannschaft nicht im Stich lassen“, sagte der Torschütze nach einem Spiel, das Klaus Allofs nicht als Maßstab gelten lassen wollte. „Das Spiel bedeutet nichts für Mittwoch. Das wird eine ganz andere Partie“, sagte der Sportdirektor. Auch das ließ reichlich Interpretationsspielraum.

MARCUS BARK