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Archiv-Artikel

Beten für ein besseres Spiel

FUSSBALL Nach dem ernüchternden 0:1 gegen Argentinien hoffen die DFB-Auswahl und ihr Übungsleiter Joachim Löw auf die wunderheilende Wirkung einer WM-Vorbereitung

Maradona lobte sein Team, dass es Ballack und Schweinsteiger „eliminieren“ konnte. Vielleicht kennt er die anderen deutschen Spieler auch gar nicht

AUS MÜNCHEN ANDREAS RÜTTENAUER

„Ich danke Gott, dass Messi Argentinier ist.“ Diego Maradona, der Trainer der argentinischen Nationalelf, konnte nicht so recht erklären, warum der Weltfußballer Lionel Messi im Trikot des FC Barcelona stets so viel besser spielt als in der von ihm betreuten Auswahl. Loben wollte er ihn dennoch irgendwie. Immerhin hatte er seinen Teil dazu beigetragen, dass die Argentinier die Deutschen dominierten. Und dass Messi mehr kann, weiß Maradona. „Argentinien hat 43 Weltmeister“, sagte er nach dem Spiel, „und ich bete, dass in diesem Jahr neue Namen hinzukommen.“ Das 1:0 am Mittwochabend gegen die deutsche Mannschaft hat dem ohnehin nicht von Selbstzweifeln geplagten Mann noch mehr Rückenwind gegeben. „Fragt nur!“, forderte er die argentinischen Journalisten auf. „Was ist?“, bellte er die von ihm so gehassten Pressevertreter an: „Als wir verloren haben, da habt ihr 50 Fragen gestellt, und jetzt?“

Bundestrainer Joachim Löw bewegt sich da verbal in einer anderen Liga. Seinem „Volk“ den Titel versprechen, wie es Maradona gemacht hat, läge ihm fern – da hätte sein Team noch so gut spielen können am Mittwoch. Hat es aber nicht. Es hat nie so richtig mithalten können. Keine einzige echte Torchance haben sich die Deutschen herausgespielt. Sie waren wieder einmal nicht in der Lage, in einem Spiel Akzente zu setzen, in dem ihnen der Gegner mit einem konzentrierten Abwehrspiel keine Möglichkeit gelassen hat, das von Löw so geschätzte „mutige schnelle Spiel nach vorne“ aufzuziehen.

Der Bundestrainer hätte sich gewünscht, dass seine Spieler einmal „voll durchziehen“. Er hat die vergeblichen Versuche seines Teams so beschrieben: „Wir haben es nicht geschafft, den Ball zwischen Mittelfeld und Abwehr des Gegners zu spielen.“ Sorgen macht sich Löw deshalb nicht. Er ist überzeugt, dass vor Südafrika wieder zu schaffen ist, was vor der letzten Weltmeisterschaft und in Ansätzen auch vor der EM 2008 gelungen ist: aus nicht unbedingt überragenden Spielern ein starkes Team zu formen.

Im Mai wird er seine Spieler versammeln, um „an den Details zu arbeiten“. Ansetzen wird er auch im defensiven Mittelfeld. Dort will er wohl Bastian Schweinsteiger fest neben Michael Ballack installieren. Ausprobiert hat er das gegen Argentinien schon einmal. Funktioniert hat es nicht allzu gut. Die beiden haben nebeneinander gespielt, miteinander kaum. „Wir müssen hart arbeiten, um die Abstimmung zu verbessern“, hat der Bundestrainer gesagt. Dass Schweinsteiger und Ballack, die Löw wegen ihren Ballsicherheit ganz besonders schätzt, das schaffen können, davon ist der Nationalcoach überzeugt. Diego Maradona hat seiner Mannschaft übrigens ein Sonderlob dafür ausgesprochen, dass sie Schweinsteiger und Ballack „eliminieren“ konnten.

Vielleicht hat er das auch deshalb so betont, weil die beiden die einzigen deutschen Spieler sind, die ihm etwas sagen. Einen Thomas Müller, der auf der rechten offensiven Mittelfeldseite sein Debüt im Nationalteam geben durfte, hat er auch nach dem Spiel nicht erkannt. Er saß schon im Presseraum, um auf die Fragen der Journalisten zu antworten. Da wurde er eines jungen Mannes im DFB-Trainingsanzug gewahr. Was will der Typ da, hat er sich gefragt und ist majestätsbeleidigt von dannen gezogen. Später entschuldigte er sich und sagte, er habe nicht gewusst, dass das ein deutscher Spieler sei.

Thomas Müller spielt bei Bayern München eine anständige Saison. Toni Kroos, der andere Debütant des Abends, der in der zweiten Hälfte für Müller eingewechselt wurde, macht seine Sache bei Bayer Leverkusen auch ganz gut. Die jungen Männer, beide 20, haben Löw ganz gut gefallen. „Man hat gesehen, dass sie Potenzial haben“, sagte er und brachte den Unterschied zwischen der deutschen und der argentinischen Nationalmannschaft damit auf den Punkt. Während Maradona auf einen Grundstock von Fußballern mit Weltformat zurückgreifen kann, muss Löw mit Spielern arbeiten, die erst noch wirklich gut werden sollen. Zu denen gehören neben Müller und Kroos auch der zurzeit schwächelnde Mesut Özil und Keeper René Adler, der zeigen konnte, wie gut er sein kann, aber in der entscheidenden Szene, die zum Tor durch Gonzalo Higuain (45.) geführt hat, doch die falsche Entscheidung getroffen hat. Löw weiß: „Es hängt viel von der Vorbereitung ab.“ Und während er hart arbeiten muss, betet Maradona für den Titel.