Kurzkritik: Revolverhelden
: Ausverkaufter Pubertäts-Groove

Was vom Phänomen Boy-Group übrig blieb: Mädchen aller Alters, Gewichts, Taschengeldklassen. Immer neue Körperladungen voller Gefühl und Sehnsucht. Immer wieder so viel Ich-Frust zum Herauskreischen, so viel Wir-Lust zum Mitgröllen. So viel Verwirrung, die weggehüpft, ausgeschwitzt werden will. Und so bebt das ausverkaufte „Aladin“ im Pubertäts-Groove.

Zum Identifikationspotenzial Boy-Group kommt hinzu, dass der kraftstolze Sänger ein Bremer ist. Weswegen das Hamburger Quintett Revolverheld soeben die Hansestadt Bremen bei Stefan Raabs Talentwettbewerb „Bundesvision Song Contest“ vertreten und den 2. Platz belegt hat. Aber die „Bravo“-Poster-Band ist kein konfektioniertes Casting-Ereignis. Knuffige Kumpels mit niedlich-frechen Rockstarposen feiern gekonnt eindringlich die geradlinige Schlichtheit des Rock’n’Rolls.

Angenehm hart, eingängig und anti-eigenwillig. „Wir sind die Generation Rock“, lautet das Manifest. Schließlich ist man in den Neunzigern mit Grunge und HipHop-Metal aufgewachsen, verschmäht aber auch nicht Stadion- und Kuschelrock. Gepriesen wird das neu-alte Lebensgefühl – bestehend Fußball, Freundschaft, Liebe, Tu-was-du-willst-Propaganda und „Baby beweg deinen Prachtarsch“.

Das Leben als Party, bei der die Revolverhelden mit Platzpatronen lustig um sich schießen. Eine lautfreche Boy-Group für die Generation Spaß.

Jens Fischer