: Zweimal so lang wie der Fernsehturm
HAUPTSTADT Wie integriert man einen Regierungssitz ins Stadtbild? 20 Jahre nach dem Start dieses Projekts zieht Senatsbaudirektorin Lüscher eine positive Bilanz. Trotzdem gebe es noch viel zu tun
Es gibt mal wieder was zu feiern. Der Beschluss des Deutschen Bundestages vor 22 Jahren, Berlin zur Hauptstadt zu machen, hat die Stadtplaner vor große Herausforderungen gestellt. Schließlich mussten die neuen Regierungs- und Parlamentsbauten in eine gewachsene Stadt integriert werden. Und es galt, eine Verbindung zwischen den fast 30 Jahre getrennten Stadthälften herzustellen.
Damit das nach allen Regeln der Kunst gelingt, wurde am 17. Juni 1993 die „Entwicklungsmaßnahme Hauptstadt Berlin – Parlaments- und Regierungsviertel“ ins Leben gerufen. Das 20-jährige Bestehen dieser Maßnahme wurde am Donnerstag im Tagungszentrum der Bundespressekonferenz zelebriert.
„Es war eine enorm spannende Arbeit und es bleibt noch viel Arbeit“, sagte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Hinter dem Begriff „Entwicklungsmaßnahme“ verbergen sich 500 Einzelmaßnahmen. 470 Projekte sind umgesetzt worden. Das Gesamtvolumen beträgt 580 Millionen Euro. 64 Prozent des Budgets kamen vom Bund, der Rest vom Land Berlin. Einige Projekte sind noch offen. Bis 2015 würden die Entwicklungsmaßnahmen weiter geführt, kündigte Günther Hoffmann, Ministerialdirektor im Bundesbauministerium, an. „An der Nahtstelle von Ost und West mitten im Herzen von Berlin ist es gelungen, ein einheitliches Ganzes zu schaffen.“
Tausende Schiffsladungen
Konkret: 25 Kilometer Straßen und 14 Brücken sind saniert oder neu gebaut worden. Die Brücken haben eine Gesamtlänge von 771 Meter. „Das entspricht zweimal der Länge des Fernsehturms“, sagte der Projektleiter der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft, Andreas Kniewel. 23 Hektar Grün- und Freiflächen wurden geschaffen, doppelt so viele sollen es noch werden. Teilweise handelt es sich dabei um Uferbefestigungen an der Spree. 200 Millionen Tonnen Bodenaushub wurden bewegt, so Kniewel. „Das entspricht 6.700 Schiffsladungen.“
Ob eine Belebung des leblosen Regierungsviertels geplant sei, wurde Lüscher gefragt. Sie könne sich eine Nutzung der Erdgeschossflächen durch Geschäfte und gastronomische Betriebe vorstellen, erwiderte die Senatsbaudirektorin. Es gebe dazu Gespräche mit dem Bund. Wegen der gestiegenen Sicherheitsanforderungen sei die Umsetzung aber schwierig. PLUTONIA PLARRE