Hamburg zieht Häftlinge aus

HAMBURG ap ■ Mindestens zwei Häftlinge sind in Hamburger Strafanstalten nackt ausgezogen und an eine Liege gefesselt worden. Nach Angaben eines Sprechers der Justizbehörde wurden die renitenten Gefangenen entkleidet, damit sie keine gefährlichen Gegenstände verstecken können. Die Fälle deckte Rechtsanwalt Ernst Medecke auf, berichtete der Spiegel. Nach Medeckes Angaben soll es eine Verfügung der Justizbehörde geben, nach der randalierende Häftlinge notfalls gewaltsam ausgezogen werden sollen. Der Leiter des Präsidialstabs, Henning Clasen , räumte zwar ein, es habe „zwei Zwangsentkleidungen in Extremfällen“ gegeben, bestritt jedoch die Existenz von Verfügungen, Häftlinge zu entkleiden. Der Fall bringt den umstrittenen Justizsenator Roger Kusch (CDU) stärker unter Druck. Die oppositionelle SPD-Bürgerschaftsfraktion erkannte einen Verstoß gegen das Strafvollzugsgesetz und forderte völlige Aufklärung. Der Senator war wegen seiner Vorstöße zu den Themen Sterbehilfe und Jugendstrafrecht in die Kritik geraten. Erst kürzlich räumte er Fehler ein, nachdem Bürgermeister Ole von Beust ihn wegen mehrerer Alleingänge zurechtgewiesen hatte.