CRASHKURS ZUM RAMADAN : Weißer und schwarzer Faden
■ Nächste Woche beginnt der Fastenmonat Ramadan. Er gehört zu den fünf Säulen des Islams.
Das Fasten im Monat Ramadan gehört neben dem Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der Armensteuer und der Pilgerfahrt zu den fünf Säulen des Islams. Entsprechend dem islamischen Mondkalender wandert er durch das Jahr und ist in den heißen Sommermonaten besonders anstrengend. Es beginnt, wenn man morgens einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden kann, und dauert bis zum Sonnenuntergang. Je nach geografischer Lage fängt der Ramadan in diesem Jahr am 8. oder 9. Juli an.
Während dieses Monats dürfen Gläubige tagsüber nichts trinken und essen, nicht rauchen und keinen Geschlechtsverkehr haben. Es gibt teilweise Ausnahmen. Diese gelten für Kranke, Reisende, Schwangere, Stillende und Menstruierende, denen empfohlen wird, das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Kinder werden nach und nach an den Brauch herangeführt. Der Ramadan endet mit einem dreitägigen Fest, das mit Weihnachten vergleichbar ist.
Das abendliche Fastenbrechen ist ein soziales Ereignis. Während des nahenden Sonnenuntergangs kommt es häufig zu einem Verkehrschaos, weil alle rechtzeitig zu Hause sein wollen. Danach sind die Straßen wie leer gefegt. Traditionell wird das Fasten mit Wasser, Saft und Datteln gebrochen. Die Männer gehen in die Moschee, während die fastenden Frauen nach dem Gebet letzte Hand an das opulente abendliche Festmahl legen, falls die Familie das Geld dafür hat. Aber auch die Armen bekommen ihren Anteil.
Diese iftar genannte Mahlzeit hat eine gesellschaftlich-politische Funktion. Man kann Verwandte und Freunde einzuladen, und iftar werden auch von Politikern oder Würdenträgern veranstalten.
So ist es kein Wunder, wenn sich zu Beginn des Ramadans Kochbücher besonders gut verkaufen. Sie werden dann abgelöst von religiöser Literatur. Und zum Ende des Fastenmonats greift mancher dann gerne zu einem Ratgeber über das Abnehmen. BEATE SEEL