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Archiv-Artikel

LehrerInnen in Supervision

SCHULE Gender-Training für den Unterrichtsalltag

„Es gibt kein Richtig und kein Falsch“, sagt Kathrin Nachtsberg von „Gender+Beratung+Medien“ aus Berlin, „Mädchen müssen nicht mehr Fußball spielen oder Jungen unbedingt Rosa tragen.“ Die studierte Kulturwissenschaftlerin will für Geschlechterstereotype sensibilisieren, nicht belehren. „Wir wollen einen Raum aufmachen, in dem geschlechterstereotype Zuweisungen diskutiert werden können“, sagt ihre Geschäftspartnerin Sybille Wiedmann und betont: „Die Stereotype gibt es gar nicht – abhängig vom Kontext werden verschiedene Unterscheidungen getroffen.“

Nachtsberg und Wiedmann sind ausgebildete Gender- und Diversity-Expertinnen und veranstalten Workshops an Schulen. Zusammen mit den LehrerInnen überlegen sie, wie Mädchen und Jungen in ihrer Entwicklung gefördert werden können – und zwar jenseits von geschlechtsspezifischen Erwartungen.

Dass Menschen ihre Wahrnehmung von „Männern“ und „Frauen“ reflektieren, wird im Rahmen der politischen Strategie „Gender-Mainstreaming“ als Kern einer erfolgreichen Gleichstellungspolitik angesehen. Das Bundesministerium für Familie hat „Gender-Mainstreaming“ als Auftrag für Schulen, Universitäten und Ministerien formuliert. Angestellte und Mitarbeiter sollen die Gender-Perspektive in ihr Denken und Handeln integrieren.

Einen Koffer voller Übungen bringen die Gender-Expertinnen mit in die Schule, um LehrerInnen die eigenen Wertvorstellungen kritisch hinterfragen zu lassen. „Wir wollen dabei niemanden entlarven“, sagt Kathrin Nachtsberg. Autobiografisches Erzählen sei ebenso wichtig wie ein gemeinsames Erarbeiten von pädagogischen Strategien. Die Augen von Nachtsberg leuchten, sobald sie von den Aha-Erlebnissen der LehrerInnen berichtet. Zum Beispiel können Jungen und Mädchen gemeinsam einen Tisch ins Nebenzimmer tragen – nicht nur die „starken Jungs“. Anhand solcher Alltagssituationen werde den LehrerInnen bewusst, so Nachtsberg, wie stark ihre eigenen Wahrnehmungen von Rollenbildern geprägt sind.

EVA JACKOLIS