das wichtigste : Auge in Auge um Kosovo
Erstmals verhandeln Serben und Kosovo-Albaner an einem Wiener Tisch über die Zukunft des Amselfelds
WIEN afp ■ Erstmals haben Serben und Kosovo-Albaner gestern in Wien direkt über die Zukunft des Kosovo verhandelt. Wegen der tiefen Differenzen verfolgt der UN-Sondergesandte Martti Ahtisaari eine Strategie der kleinen Schritte und rechnet mit langwierigen Verhandlungen, da die Positionen kaum zu vereinen sind.
Der Status des Kosovo ist eine der letzten ungeklärten Fragen seit Ende der Balkankriege. Die albanischstämmige Mehrheit fordert die Unabhängigkeit des Kosovo. Die serbische Regierung lehnt dies entschieden ab. Da sie das Amselfeld als Wiege serbischer Kultur und Geschichte sieht, ist sie höchstens zu einer weitgehenden Autonomie bereit.
Das Kosovo gehört völkerrechtlich bis heute zu Serbien, steht aber seit 1999 unter UN-Verwaltung. Nach anfänglicher Pendel-Diplomatie will Athisaari bei der Konfliktlösung „von unten nach oben“ vorgehen: Beide Verhandlungsseiten sollen sich von den einfacheren zu den komplexeren Fragen bis zum Kern des Problems vorarbeiten. Deshalb ging es gestern zunächst um Dezentralisierungsfragen in den Bereichen Gesundheit, Erziehung, Soziales und Kultur. Heute stehen zentrale Kompetenzfelder wie Polizei, Justiz und Verwaltung auf der Tagesordnung.
Allein die Tatsache, dass sich Serben und Kosovo-Albaner an einen Tisch setzten, sei bereits ein Ergebnis, sagte der serbische Delegationschef Slobodan Samardžić. Ziel Belgrads sei „Autonomie für die Serben im Kosovo“. Der Delegationsleiter der Kosovo-Albaner, Lutfi Haziri, sagte, er habe „Herrn Ahtisaari versprochen, die Tagesordnung einzuhalten“. Dann aber schob er nach: „Die Unabhängigkeit wird kommen.“