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Archiv-Artikel

Ohne Moos nix los

Geldtransport-Skandal: Plastikgeld und längere Öffnungszeiten sollen Bargeld-Knappheit verhindern

Dem Einzelhandel in NRW erscheint der Betrug wie ein böser Traum. „Wir haben uns die Augen gerieben“, sagt Heinz Trompetter, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands NRW. Jahrelang vertrauten die Kunden der bundesweit größten Geldtransportfirma Heros, die fast 85 Prozent der Handelsketten beliefert. Keiner ahnte, dass einige Mitarbeiter über Jahre Kundengelder in Höhe von 300 Millionen eingesackt haben. Vier mutmaßliche Drahtzieher aus der Viersener Niederlassung wurden am Wochenende verhaftet.

Ob Bargeld an den Automaten und in den Geschäften knapp wird, darüber spekulieren der NRW-Einzelhandel und die Bundesvereinigung der Geld- und Wertdienste (BDGW) noch. Schließlich decke Heros etwa die Hälfte des gesamten Marktes ab. Konsumenten und Käufer sollten für alle Fälle an der Kasse die EC-Karte oder anderes „Plastikgeld“ bereit halten. Die BDGW will notfalls mit eigenem Personal und Transportern einspringen, um den Schaden gering zu halten.

Sparkassen und Banken versuchen, ihre Kunden zu beruhigen und warnen vor „Panikmache“. Denn bei Heros läuft der Betrieb bisher noch ganz normal weiter. „Bei uns ist durch die Zahlungsströme ohnehin genug Geld da“, so ein Sprecher der Deutschen Bundesbank in Düsseldorf. Bis Ende 2005 zahlte die Bundesbank insgesamt knapp 220 Milliarden Euro aus. Derzeit seien noch keine Engpässe bekannt. Sicherheitshalber hat die Bundesbank aber ihre Öffnungszeiten ausgeweitet. Bargeldauszahlungen seien kurzfristig, auch ohne Bestellung am Vortag, möglich. Die bisher von Heros belieferten Banken und Handelshäuser müssten allerdings selbst regeln, wie der Mammon zu ihnen kommt. „Den Transport können wir nicht übernehmen“, so der Sprecher. Laut Sparkassenverband Westfalen-Lippe wird der „kleine Mann“ beim Geld abheben keine Engpässe verspüren. „Was bei einer Bargeldknappheit passieren könnte, kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagt Sparkassen-Sprecher Wolfgang Hornung. „Das wäre sicherlich nicht gut“, meint ein Geldexperte der Bundesbank. Es gebe zumindest lange Gesichter vor den Automaten.

Über das „Bermuda-Dreieck Heros“ (Trompetter) spricht die Branche schon in der Vergangeheitsform. Das Unternehmen hat bereits am Montag für alle 23 Töchterfirmen Insolvenz angemeldet. GESA SCHÖLGENS

Wirtschaft und Umwelt Seite 8