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Archiv-Artikel

Mageres Jahr für die Finanz-Heuschrecken

INVESTOREN Die Geschäfte von Private-Equity Firmen sind im vergangenen Jahr massiv eingebrochen

Private Investoren bekommen von Banken weniger Kredite

BERLIN taz | Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat private Finanzinvestoren in Deutschland hart getroffen: Der Markt für Unternehmensbeteiligungen ist im vergangenen Jahr um drei Viertel eingebrochen, teilte der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) am Montag mit. 2009 beteiligten sich Private-Equity Firmen nur noch mit 2,36 Milliarden Euro an deutschen Unternehmen. Ein Jahr zuvor waren es noch 9,12 Milliarden Euro.

„Unsere Branche spiegelt die Entwicklung der gesamten Wirtschaft wider“, sagte BVK-Geschäftsführerin Dörte Höppner der taz. Das erste Halbjahr 2009 sei von wirtschaftlichem Stillstand gekennzeichnet gewesen. „Es gab kaum Unternehmenstransaktionen, weil die Bewertung von Firmen in der Krise zur Makulatur wurde“, sagte Höppner. Besonders betroffen war der Bereich der Firmenkäufe, sogenannte Buy-outs. Das Geschäft sei im ersten Halbjahr praktisch zum Erliegen gekommen.

Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance hält die allgemeine Wirtschaftskrise für den Einbruch in der Branche dagegen nicht für entscheidend. „Der wichtigste Grund war, dass die Banken schon seit Mitte 2007 den privaten Investoren weniger Fremdkapital zur Verfügung stellten“, sagte der Private-Equity-Experte der taz. Weil die Banken keine billigen Kredite vergaben, seien Firmenkäufe, die bis zu 90 Prozent mit Schulden finanziert wurden, immer seltener geworden.

Auf dem Höhepunkt des Kreditbooms im Jahr 2006 hatten Finanzinvestoren weltweit Firmen für etwa 700 Milliarden US-Dollar gekauft. Im vergangenen Jahr schrumpfte dieses Volumen nach Angaben des Informationsdienstes Thomas Reuters auf 134 Milliarden US-Dollar.

Seit der Finanzkrise müssen Investoren für Firmenbeteiligungen mehr eigenes Geld bereitstellen. Das schmälert die Rendite. „Je mehr Eigenkapital die Private-Equity-Investoren einsetzen müssen, desto geringer fallen ihre Gewinne aus“, so Schalast. Die Branche erhole sich nun aber langsam. „Die Private-Equity-Branche kehrt zurück“, sagte er. Auch der BVK erwartet für 2010, dass sich die Lage entspannt. Im vierten Quartal 2009 legten die Unternehmensbeteiligungen mit 961 Millionen Euro gegenüber den Vorquartalen deutlich zu. Allerdings gebe es spürbare Veränderungen: „Minderheitsbeteiligungen spielen heute eine größere Rolle als zuvor“, sagte Dörte Höppner. Zudem sei der Anteil des eingesetzten Eigenkapitals von etwa 30 auf 50 Prozent gestiegen. TARIK AHMIA