piwik no script img

Archiv-Artikel

Lettow-Vorbeck am See

Städtebaulicher Wettbewerb zum ehemaligen Kasernengelände in Wandsbek entschieden. Ausnahmsweise sind sich alle einig. Geplant sind vor allem Wohnungen

Auch in Wandsbek kann künftig am Wasser gewohnt werden. Dieser städtebauliche Trend hat sich bei der Frage, wie das Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld gestaltet werden soll, durchgesetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten im Bezirk wird der Entwurf des Architekturbüros „West 8“ aus Rotterdam von allen Seiten gelobt – ob grün oder schwarz, Baubehörde, Bezirk oder Stadtteilbeirat. Die Bürger des Stadtteils konnten bei der Planung mitreden.

Mit 35 Hektar entspricht das Gelände einem Drittel der Landfläche der Hafencity. Fünf Hektar davon sollen für Gewerbe genutzt werden, auf dem Rest sind mindestens 650 Wohnungen vorgesehen: 30 bis 40 Einfamilienhäuser, 140 Doppelhaushälften, 330 Reihenhäuser und mindestens 160 Etagenwohnungen. Clou des Entwurfs: Auf dem Gelände wird ein L-förmiger See angelegt, so dass viele der künftigen Bewohner am Wasser wohnen können. Außerdem soll das Regenwasser in offenen Gräben ablaufen können. „Der Entwurf ist sehr sensibel, fröhlich und freundlich“, lobt Anke Duijkers vom Stadteilbüro.

Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble um den kleinen Exerzierplatz herum soll „in einer angemessenen Form berücksichtigend erhalten bleiben“, wie es Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs (CDU) ausdrückt. Über den Eingangstüren der ehemaligen Kasernengebäude aus den 30er Jahren kleben Terrakotta-Reliefs von Kolonialoffizieren und militärischen Utensilien. Sie sollen eventuell ergänzt und interpretiert werden, sagt Fuchs.

Wie Duijkers berichtet, haben die Architekten vorgeschlagen, die Kasernengebäude vor allem auf der hofabgewandten Seite umzubauen, um daraus Wohnungen zu machen. Insgesamt löse der Entwurf das „strenge rechtwinklige Raster der Kaserne spielerisch auf“, sagt Fuchs: „Die Kaserne bleibt erkennbar, aber man sieht sie nicht mehr“, formuliert er.

Über ihre Stadtteilkonferenz waren die Jenfelder in den städtebaulichen Wettbewerb eingebunden. Nachdem sich auch der Senat für eine Mischbebauung ausgesprochen habe, sei eine gemeinsame Planungsgrundlage vorhanden gewesen, sagt Duijkers. 30 bis 40 Jenfelder hätten an den drei Kolloquien teilgenommen, bei denen die Entwürfe der ursprünglich acht Architektenteams diskutiert und fortentwickelt wurden. Duijkers saß für die Stadtteilkonferenz in der Jury, die sich am Ende einstimmig für den Rotterdamer Entwurf entschied. Erfreulicherweise seien auch konkrete Wünsche des Stadtteilbeirats – wie die Schaffung eines zentralen Ortes der Begegnung und das Vorhalten von Grundstücken für Baugemeinschaften – aufgenommen worden, sagt sie.

Der Bezirk wird sich jetzt daranmachen, den Entwurf der Architekten in einen Bebauungsplan zu gießen. 2008 oder 2009 könnten die ersten Teilflächen bebaut werden. GERNOT KNÖDLER