piwik no script img

Archiv-Artikel

Schlechte Erfahrungen aus den Vereinigten Staaten

DIE INI (XXV) „Wir gegen Fracking“ kämpft gegen neue Art der Gasförderung in der Lüneburger Heide

Die Norddeutschen engagieren sich in Bürgerinitiativen gegen Verkehrsprojekte, für Tiere oder gegen Datenmissbrauch – mal laut und knallig, mal leise und beharrlich. Diese Serie hat in loser Folge die Menschen hinter den Initiativen vorgestellt – damit ist nach 25 Folgen Schluss.

Ingo Koehne hat sich noch nie politisch engagiert. Bis zu jener Anhörung im Umweltausschuss des Landkreises Lüneburg im Herbst 2012. Es ging um Fracking, eine Technologie, mit deren Hilfe bisher unzugängliche Gasvorkommen in der Tiefe der Erde mithilfe von Wasser und Chemikalien zugänglich gemacht werden. Und diese Sitzung ging Koehne nicht mehr aus dem Kopf.

„Ich finde es unglaublich, dass der Bürger bei der Suche nach Erdgaslagerstätten keine Chance hat, an dem Prozess beteiligt zu werden“, sagt Koehne. „Das Verfahren läuft bisher quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit – das hat mich motiviert, dagegen etwas zu tun.“ Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin wurde er aktiv – wenig später stieß auch Petra Kruse-Runge dazu: Sie sitzt für die Grünen im Lüneburger Kreistag.

„Wir sind mit 15 Leuten gestartet“, erinnert sie sich – doch inzwischen werden es immer mehr Menschen, die sich gegen Fracking wehren: Zur ersten öffentlichen Veranstaltung der Bürgerinitiative „Wir gegen Fracking“ kamen kürzlich 70 Interessierte in den Lüneburger Wasserturm, einige traten am gleichen Abend der Initiative bei.

Das hat seinen Grund: Noch in diesem Jahr wollen große Konzerne, darunter der amerikanische Ölkonzern Exxon-Mobil, in vier sogenannten Suchfeldern bei Lüneburg, Oldendorf, Harburg und Uelzen mit der Erkundung von Erdgasvorkommen beginnen. Werden sie fündig, soll dort gefrackt werden.

Die Argumente dagegen sind zahlreich: Die Gegner halten die verwendeten Chemikalien, die über Jahrzehnte hinweg in der Tiefe bleiben, für giftig. Zudem befürchten sie den Austritt des klimaschädlichen Gases Methan, das Auftreten von Erdbeben, die Verschwendung und Verschmutzung des Grundwassers, Lärmbelästigung und Luftverschmutzung. „Die Erfahrungen, die mit dieser Technologie in den USA gemacht wurden, sind alarmierend“, sagt Petra Kruse-Runge.  ELKE SCHNEEFUSS