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Archiv-Artikel

Lyrikerin mit Ausreiseverbot

Simin Behbahani wird in ihrer Heimat auch „Löwin des Iran“ genannt. Die 82-jährige Lyrikerin und Menschenrechtlerin, die mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet wurde, kann ihre Stimme jetzt allerdings in Paris nicht mehr erheben. Dort sollte sie einen Vortrag über Feminismus halten. Beim Abflug auf dem Teheraner Flughafen wurde ihr Pass konfisziert. Sie wurde mehrere Stunden lang verhört und aufgefordert, vor Gericht zu erscheinen.

Behbahani veröffentlichte ihre ersten Gedichte im damals neuen Stil Tschar Parreh (vierzeilige Strophen) mit 14 Jahren. Später ging sie zu Ghazal über, traditionellen Versen, die am ehesten mit Sonetten vergleichbar sind. Sie erweiterte jedoch die althergebrachten Themen Liebe und Gott um tägliche Vorkommnisse und Gespräche. Sie veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und gilt als eine der wichtigsten persischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts.

Mit ihrer Berufswahl trat Behbahani in die Fußstapfen ihrer Eltern, die beide schriftstellerisch tätig waren. Ihre Mutter machte sich darüber hinaus einen Namen als Feministin. Behbahani, die zeitweise Vorsitzende des iranischen Schriftstellerverbandes war, wurde 1997 für den Literaturnobelpreis nominiert. 2009 erhielt sie den Simone-de-Beauvoir-Preis für ihr Engagement im Rahmen der „Eine Million Unterschriften“-Kampagne, die die Gleichstellung der Frauen vor dem Gesetz fordert.

In jungen Jahren in der kommunistischen Tudeh aktiv, kehrte sie der organisierten Politik bald den Rücken und gehört seit 1953 keiner Partei mehr an. Um so mehr engagierte sie sich an der Seite der Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi für Menschenrechte und setzte sich für gefährdete Schriftsteller sowie Belange von Frauen ein. Nach den Präsidentschaftswahlen vom 6. Juni 2009 unterstützte sie die Opposition mit ihren Gedichten. „Du magst dir wünschen, mich zu verbrennen oder entscheiden, mich zu steinigen“ schreibt sie etwa in Anspielung auf die Machthaber in Teheran. „Aber in deiner Hand wird das Streichholz oder der Stein die Macht verlieren, mir etwas anzuhaben.“ Ihr Engagement war vermutlich auch der Anlass für das Ausreiseverbot. BEATE SEEL