unterm strich
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Na Gott sei Dank! Gerhard Stadelmaier hat die Entschuldigung der Frankfurter Intendantin angenommen – wohlgemerkt genau eine Woche nachdem der Schauspieler Thomas Lawinky ihn durch das Entreißen seines heißgeliebten Notizblocks so schwer traumatisiert hatte. Kritikerwunden vernarben eben langsam. Den Heilungsprozess verzögern dürfte wohl die Nachricht, dass Sebastian Hartmanns Inszenierung von Ionescos „Massakerspiel oder Triumph des Todes“ fortan „Being Lawinky“ heißen wird, obwohl dieser gar nicht mehr mitspielen darf. Mit dieser Umbenennung reagiert das Schauspiel Frankfurt auf eine Urheberrechtsbeschwerde des Münchner Theater-Verlags Desch: Hartmanns Inszenierung enthalte höchstens noch 20 Prozent Ionesco. Deshalb wird das Stück künftig auch ohne Nennung des Autors aufgeführt werden. Regisseur Hartmann, der in der zweiten Aufführung Lawinkys Part übernahm, nannte den ganzen Eklat in einer anschließenden Diskussion übrigens „im Grunde genommen lächerlich“ – wie er bloß darauf kommt?

Die in Berlin lebende Schriftstellerin Herta Müller hat gestern in Stuttgart den mit 25.000 Euro dotierten Würth-Preis für Europäische Literatur erhalten. Die Jury hob die plastische, fremdartige Bildersprache und die scherenscharfe Prosa der gebürtigen Rumänin hervor. Müller, 1953 geboren, lebte nach eigenen Angaben jahrelang in Todesangst vor dem Ceaușescu-Regime. Seit sie 1987 nach Deutschland kam, genieße sie deshalb ein Leben in Freiheit, sagte sie.