: Neuer Bahn-Aufseher: Erst die Kunden, dann die Börse
VERKEHR Der designierte Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn fordert mehr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit
BUNDESVERKEHRSMINISTER RAMSAUER
BERLIN taz | Kurskorrektur bei der Deutschen Bahn AG: Das Unternehmen will künftig wieder mehr ihre Kunden im Inland und nicht die Börse in den Blick nehmen. „Die Bahn muss sich mehr auf ihre Kernkompetenzen besinnen; dazu zählen Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Qualität“, sagte am Donnerstag Utz-Hellmuth Felcht, designierter Aufsichtsratschef des bundeseigenen Mobilitätskonzern. Zuvor hatte das Bundeskabinett die Bestellung Felchts bestätigt, der von Bundesverkehrsmininister Peter Ramsauer (CSU) vorgeschlagen worden war. Felcht tritt Ende März die Nachfolge von Werner Müller an, der den Börsenkurs von Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn unterstützt hatte.
Felcht, promovierter Chemiker und Exchef der Chemiefirma Degussa, möchte zwar eine „unternehmerisch erfolgreiche Bahn“, allerdings nicht auf Kosten der Kundenorientierung. Erst wenn die wieder gewährleistet sei, könne man an andere Dinge wie den Börsengang denken. Das weltweite Engagement im Transport- und Logistikbereich widerspreche dem nicht. Zuletzt war die Bahn durch massive Sicherheits- und Serviceprobleme aufgefallen, etwa bei der Nahverkehrstochter Berliner S-Bahn. Deren Betriebsratschef Heiner Wegner macht den renditeorientierten Börsenkurs für die Probleme verantwortlich.
Auch Ramsauer möchte eine Neuorientierung in der Bahn-Politik. Zwar sei mittel- und langfristig ein Börsengang wünschenswert, heute aber sei die Orientierung auf die Kunden wichtig. „Ich werde mich persönlich um die Bahn kümmern.“ Mit Bahn-Chef Rüdiger Grube arbeite er exzellent zusammen.
Zugleich warnte Ramsauer vor Illusionen, in einer netzgebundenen Branche wie der Bahn einen umfassenden Wettbewerb garantieren zu können. „Wir können die Bahnnetze nicht beliebig vervielfältigen“, so Ramsauer. Insofern sei die Bahn nicht mit der Kommunikationsindustrie vergleichbar. Zwar könne man einzelne Strecken ausschreiben. „Aber wer den Wettbewerb gewinnt, ist dann ein Monopolpächter.“ Dennoch will Ramsauer „maximalen Wettbewerb auf unseren Schienen“ ermöglichen. Das müsse auch für die DB im Ausland gelten. RICHARD ROTHER