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Archiv-Artikel

Die geheimen Botschaften des Falko Götz

Hertha BSC im freien Fall: Gegen den Abstiegskandidaten Duisburg verlieren die Berliner mit 2:1. Eine rote Karte für Madlung wirft alle sorgfältig ausgedachten und kommunizierten Planspiele von Trainer Götz über den Haufen

Er hat viel versucht, Falko Götz, der Trainer von Hertha BSC. Er hat eine Wutrede gehalten vor der 0:2-Niederlage gegen Rapid Bukarest im Uefa-Pokal, er hat eine Wutrede gehalten nach dem Spiel in Rumänien – und er hat sich Gedanken über das Spielsystem gemacht. Der Mann, der über anderthalb Jahre das Spiel mit einem Stürmer bevorzugt hat, schickte in Duisburg gleich drei Angreifer aufs Feld. Marcelinho spielte auf der linken Sturmseite. Vaclav Sverkos und Ellery Cairo waren seine Partner im Angriff. Im zentralen Mittelfeld sollte Ylidiray Bastürk die Bälle verteilen. Mit mutigen Offensivspiel wollten sich die Berliner endlich aus der Krise herausbefördern, den ersten Sieg nach elf erfolglosen Versuchen in Serie erringen.

Doch nach knapp 20 Minuten waren alle Planspiele schon wieder obsolet. Denn wieder einmal war es der Schiedsrichter, der in die Mannschaftsaufstellung der Berliner eingegriffen hat. Alexander Madlung sah nach einer Notbremse gegen den Duisburger Lavric im Strafraum die Rote Karte. Es war dies bereits der sechste Platzverweis nach der Winterpause. Den dazugehörigen Elfmeter verwandelte Mihei Tararache – und Hertha lag wieder einmal zurück.

Falko Götz schüttelte den Kopf, fasste in die Innentasche seines Anoraks und holte einen Block hervor. Er griff zum Stift, beriet sich kurz mit seinem Co-Trainer Andreas Thom und schüttelte wieder den Kopf. Dann begann er zu schreiben. Kurz darauf sah man Hertha-Spieler auf dem Spielfeld mit einem weißen Papierchen in der Hand beim Entziffern der Trainerbotschaften. So etwas hat es auch noch nicht gegeben unter Falko Götz. Ja, der gute Mann versuchte wirklich sein Bestes.

Ob er dabei an das Wort Rückendeckung gedacht hat, das in dieser Woche so oft zu hören war? Am Montag hatte der Beteiligungsausschluss, Herthas Aufsichtsgremium, getagt und über den Trainer beraten. Und Falko Götz erhielt: Rückendeckung. Ob das daran liegt, dass sich die klamme Hertha keinen Trainerwechsel leisten kann oder am Vertrauen des Wächterrats in die Fähigkeiten des Trainers, darüber wurde viel spekuliert vor dem Spiel in Duisburg.

Das verlief nach dem Platzverweis lange Zeit ohne jeden Höhepunkt. Die Berliner zeigten das, was ihrem Trainer auch in den letzten, schlecht geführten Partien gefallen hatte: Einsatz. Doch das reichte zunächst nicht. In der 50. Minute köpfte Lavric zum 2:0 für die Gastgeber ein. Der Treffer war so etwas wie ein Weckruf für die Berliner. Die rackerten sich zum Anschlusstreffer durch Bastürk (68.) und blieben auch weiterhin am Drücker. Mit reinstem Brechstangenfußball versuchten sie es jetzt. Doch vergebens. Hertha hat gegen den Tabellenvorletzten verloren.

Andreas Rüttenauer