: Gerettete Bücher
NS-RAUBGUT Eine 1938 beschlagnahmte Bibliothek wird am Mittwoch an die Erbin zurückgegeben
Echte Detektivarbeit leistet Maria Kesting von der Hamburger Staats und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (SUB): Sie ermittelt die ursprünglichen Eigentümer von Büchern, die als NS-Raubgut in die Bibliothek gelangt sind. Mehr als 420 Bände, die bislang größte Einzel-Rückgabe der Bibliothek, gehen an diesem Mittwoch an eine Urenkelin der rechtmäßigen Besitzer.
Seit 2006 konnten etwa 40 Bücher an ihre ursprünglichen Besitzer oder deren Nachfahren zurückgegeben werden. Oft sei kein Besitzvermerk in den Büchern vorhanden, manchmal seien nur Initialen, Vornamen oder Allerweltsnamen vermerkt, sagt Kesting. Das mache die Suche unmöglich.
In sogenannten Zugangsjournalen, in denen die SUB nach dem Krieg aufführte, von wem sie Bücher erwarb oder geschenkt bekam, taucht auch die Gestapo auf. Auch in vielen Büchern findet sich der Vermerk „Von der Gestapo Hamburg überwiesen“. Dann könne man sicher davon ausgehen, dass es NS-Raubgut sei, so Kesting.
Der Historiker Volker Cirsovius-Ratzlaff forsche dann nach möglichen Erben mithilfe von alten Telefonbüchern, Adressverzeichnissen, Datenbanken in Israel oder Akten zu Wiedergutmachungsverfahren im Staatsarchiv. Bei der 1938 beschlagnahmten Privatbibliothek der jüdischen Industriellenfamilie Petschek sei dies erfolgreich gewesen: 420 Bücher von Ignaz und Helene Petschek konnten im Bestand ermittelt und eine Nachfahrin gefunden werden. Nancy Petschek-Kohn, eine Urenkelin der zwischen 1938 und 1940 in die USA emigrierten Petscheks, wird am Mittwoch die Bücher entgegennehmen. (dpa)