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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Ehevertrag nicht favorisiert

■ betr.: „Ich bin für Nerds!“, taz vom 13. 7. 13

Mit Interesse habe ich das Interview mit der Soziologin Frau Eva Illouz und den Roman „Shades of Grey“, welcher Inhalt des Interviews ist, selber vor ein paar Wochen mit Freude gelesen.

Schön, zu erfahren, dass dieser Bestseller-Roman beziehungsweise deren LeserInnen auch wissenschaftlich betrachtet werden.

In einem Punkt möchte ich das Interview korrigieren: Die Romanfigur Christian Grey favorisiert keinen Ehevertrag, im Gegenteil, er wehrt diesbezüglich Diskussionen ab. Einen Vertrag möchte Christian Grey zur Festigung einer Dom/Sub-Beziehung mit Ana Steele ganz zu Beginn des Romans.

HANS-GÜNTHER LÜTKE UPHUES, Altenberge

Was machen wir falsch?

■ betr.: „Freie Sicht für freie Bürger“, taz vom 11. 7. 13

Ja, unsere Autoscheiben bleiben sauberer als noch vor Jahren. Die Insekten fallen unserem Hunger (der industriellen Landwirtschaft) zum Opfer. Ich habe bei uns seit zehn Jahren keinen Kuckuck mehr gehört. Wir sind sehr erfolgreich bei der Bekämpfung von Unkraut und Insekten. Können wir deshalb aber die Bedrohung der Arten, unser evolutionäres Erbe, als Folge der Maßnahmen gegen den Klimawandel darstellen, wie es die freie Journalistin und taz-Seite-1-Redakteurin Ulrike Fokken darstellt, indem sie die notwendige Energiewende als Glaubenssatz abstuft? Sind der Rückgang des Eises, die Erwärmung insgesamt, nicht vergleichbare Warnzeichen, deren Verursacher wir sind. Was machen wir falsch?

Die Merkel-Altmaier verdrängen das Umweltproblem von der Agenda mit dem Slogan für bezahlbar bleibende Energiekosten. Sie versuchen, uns einzuschläfern, und scheinen es zu schaffen, Artenschutz und Erwärmung aus der Diskussion zu ziehen. Dabei sind erneuerbare Energien in der Gesamtrechnung schon heute preiswerter als Energie aus fossilen Quellen. Googeln sie mal: was Strom wirklich kostet. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Scheinheilige Gesellschaft

■ betr.: „Freispruch für Todesschützen“, taz vom 15. 7. 13

In den USA ist jetzt auch mit richterlichen Segen der Wilde Westen 2.0 legalisiert worden. Selbst ernannte Revolverhelden halten den Wohnblock sauber und dürfen alles abknallen, was in den weißen Vororten nichts zu suchen hat. Am Sonntag geht’s dann in die Kirche, man ist ja guter Christ und wettert gegen Homo-Ehe, Abtreibung und die sexualisierte Gesellschaft.

Ich wette, man wird keinen charismatischen Christen auf der Straße sehen, um gegen dieses rassistische, menschenfeindliche und unchristliche Urteil zu protestieren. Eine scheinheilige Gesellschaft bleibt scheinheilig, da hilft auch kein Obama.

MARKUS MEISTER, Kassel

Wer wird sich freuen?

■ betr.: „Eine Wolke macht noch keinen Herbst“, taz vom 13. 7. 13

Nehmen wir mal an, Ingo Arzt hätte recht mit seiner Annahme, die Energiewende würde gerade zum Selbstläufer, weil sich der Selbstverbrauch inzwischen lohne, und die Kämpfe um die deutsche Förderung, das EEG damit eigentlich hinfällig. Was würde dann passieren? Sicherlich hätten in einigen Jahren die meisten Immobilienbesitzer Photovoltaikanlagen auf dem Dach – genau so dimensioniert, dass sie den Eigenverbrauch im Schnitt senken. Schön.

Was aber ist mit dem Energiebedarf all jener, die – warum auch immer – keine eigene Anlage errichten oder mit einer solchen ihren großen Bedarf nicht decken können, also Mietern, energieintensiven Industrieunternehmen, und, nicht zu vergessen, dem Verkehrssektor? Sie machen zusammen den größten Anteil des Energieverbrauchs aus und würden sich weiterhin fossil bedienen müssen – denn wie sollte Solarstrom zu ihnen kommen, wenn er nicht attraktiv vergütet und damit überhaupt erst ein Anreiz geschaffen wird, einen Überschuss zu produzieren? Außerdem muss er – qua Einspeisevergütung – ins Netz, denn betriebswirtschaftlich und logistisch würde der Verkauf privat erzeugten Solarstroms jeden Besitzer einer Anlage überfordern.

Mit anderen Worten: Wir brauchen, anders als Ingo Arzts Analyse das suggeriert, weiterhin dringend ein attraktives, ungedeckeltes Erneuerbare-Energien-Gesetz! Wir werden sehen, wie in vier, fünf Jahren die Photovoltaik-Zubauzahlen mit Blick auf das in Deutschland mögliche Potential aussehen und wer sich dann freut. Ich prognostiziere: Es wird nicht Ingo Arzt sein! MARKUS HOLT, Haltern am See