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Archiv-Artikel

Leicht und mit komfortablem Drumherum, aber zu vielen PS

AUTO BMW hilft mit seinem Elektrofahrzeug i3 ein bisschen der Umwelt, vor allem jedoch sich selbst

BERLIN taz | Nun bringt auch BMW ein Elektroauto auf den Markt – mit deutlicher Verspätung gegenüber der Konkurrenz, aber dem Versprechen einer „automobilen Revolution“. Sechs Jahre und bis zu 2 Milliarden Euro haben die Münchner in den BMW i3 investiert, der ab November in den Handel kommt und fast 40.000 Euro kosten soll.

Das tatsächlich Besondere: Der i3 ist direkt als Elektrofahrzeug konzipiert, also kein umgebautes Benzin- oder Dieselmodell. Die Karosserie ist aus Carbon und deshalb mit 1.200 Kilogramm ein Viertel leichter als vergleichbare Modelle. BMW-Produktmanagerin Hildegard Wortmann spricht von einer „neuen Submarke mit eigenem Ökosystem“: Schon die Produktion brauche rund 50 Prozent weniger Energie und 70 Prozent weniger Wasser als üblich. Karosserieteile und Produktionsabfälle würden recycelt.

Die Nachteile eines Elektroautos – nicht genug öffentliche Ladestationen, geringe Reichweite – sollen durch ein zusätzliches Dienstleistungsangebot ausgeglichen werden. Dazu gehört neben einem Kabel für die heimische Steckdose und Umsonstladestationen bei vielen Händlern auch die Möglichkeit, für längere Fahrten auf das BMW-Car-Sharing zuzugreifen.

BMW hat einen guten Grund für das neue Umweltbewusstsein: Die EU wird sich absehbar auf neue Grenzwerte für den Ausstoß von Klimagasen von Neufahrzeugen einigen. Und auch wenn sich die Bundesregierung derzeit noch nach Kräften bemüht, diese möglichst hoch zu halten – die BMW-Flotte wird im Schnitt zu viel CO2 produzieren. Die Chance der Münchner liegt darin, möglichst viele klimafreundliche Elektroautos zu verkaufen. Denn für die sind Gutschriften geplant, die den nominellen Flottenverbrauch deutlich herabsetzen könnten.

Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland, der auf öffentliche Mobilität setzt, findet das Konzept trotzdem „spannend“. Er moniert jedoch, dass die Überlegungen zur Energieeffizienz mit der Produktion aufhörten. Mit 170 PS sei der i3 „deutlich übermotorisiert“: „Grüne Energie haben wir derzeit einfach noch nicht in Hülle und Fülle.“ BEATE WILLMS