: Das Geheimnis von U-rai Ihlefeldt
Natalie Tenbergs Gastrokritik: frisch, scharf, selbst gemacht: Im Thai-Imbiss „Koratische Küche“ in Charlottenburg wird dem Gast nichts untergejubelt
Eine gute asiatische Garküche, so ein Gerücht, erkennt man an zwei Dingen: am Plastik und am Neonlicht. Alles andere sei Augenwischerei, behaupten Asien-Kundige. Am Thai-Imbiss „Koratische Küche“ an der Wilmersdorfer Straße in Berlin-Charlottenburg lässt sich diese These überprüfen.
Das Lokal versteckt sich in einem Labyrinth. Erst muss der Gast eine schmale Treppe hinter einem Blumenladen nehmen, vorbei an Rosen und Lilien, und landet in einem asiatischen Supermarkt. In den Verkaufsräumen duftet es schon nach gebratenem Gemüse und Jasminreis, also gilt es der Nase um zwei Ecken zu folgen. Erst dann steht man in einem Lokal, das sicherlich niemals einen Dekorationspreis gewinnen wird.
Tatsächlich scheinen hier Neonröhren auf die Holzbänke und Biertische. Der obligatorische Plastikstuhl steht zwar auch im Raum, ist aber immer von der einen oder anderen asiatischen Stammkundin belegt. Sachte dudelt eine Karaoke-DVD über den Fernseher, der unter der Decke hängt; ein Stapel thailändischer Klatschzeitschriften liegt auf der Heizung. Ein Bild vom thailändischen Königspaar schmückt die weiße Wand, der Laden ist sauber, aber simpel. Am hinteren Ende des langen Raums steht Frau U-rai Ihlefeldt an ihrem Herd und lässt sich beim Kochen zusehen.
Die Betreiberin des Imbisses stammt aus Thailand und so ist das Essen, das es bei ihr gibt, strikt thailändisch. Hier werden dem unwissenden Gast keine eingedeutschten Gerichte oder Melangen allen Asiatischen untergejubelt. Der Unterschied zu anderen asiatischen Imbissen, die nur noch selten von Thais geführt werden, sticht hervor: Das Essen ist stets frisch und scharf. Die Standardgerichte – Tom-Kha-Suppe mit Kokosnuss und Zitronengras, grünes Thai-Curry oder rotes – schmecken abgerundeter als in den meisten anderen Lokalen, auch teureren.
Laab, ein thailändischer Fleischsalat aus Hackfleisch und Zitronen, ist eine Entdeckung, die man in vielen panasiatischen Restaurants vergeblich sucht. U-rai Ihlefeldts Geheimnis bei der Zubereitung aller Speisen ist, dass sie auch die Grundstoffe selbst herstellt: Wantans für Suppen und Currypasten.
Ihre Gäste sind zum größten Teil Stammkunden, die in der Wilmersdorfer Straße einkaufen oder arbeiten. Sie danken es ihr, und wer sich traut, kann die Köchin auch gern darum bitte, ein Gericht im Schärfe- oder Säuregrad an das eigene Geschmacksempfinden anzupassen.
Der offensichtliche Unterschied zwischen der Güte des Essens und dem Styling des Lokals, die Präsenz von Neonlicht und Plastikstuhl scheinen zu bestätigen: Das alte Gerücht von der Garküche scheint wahr zu sein.
Thai-Imbiss „Koratische Küche“, Wilmersdorfer Str. 60/61, 10627 Berlin-Charlottenburg, Mo. bis Fr. 11–19.30 Uhr, Sa. 11–17.30 Uhr, Vorspeisen ab 1,20 Euro, Hauptgerichte ab 4 Euro