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Archiv-Artikel

Belichtungszeiten und Brennweiten

AUSBILDUNG Bis heute ist der Fotograf ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf und die Berufsbezeichnung geschützt. An der Berufspraxis geht das zunehmend vorbei. Denn es gibt vielfältige Möglichkeiten, Fotograf zu werden

Fotograf: Schulen und Studiengänge

Berufsfachschule für Foto-, Grafik- und Modedesign, Lette-Verein Berlin, Viktoria-Luise-Platz 6, 10777 Berlin-Schöneberg, Tel.: (0 30) 21 99 41 31.Fachhochschule Bielefeld, Studiengang Visuelle Kommunikation, Lampingstr. 3, 33615 Bielefeld, Tel.: (05 21) 1 06 24 86.Fachhochschule Hannover, Studiengang Fotojournalismus, Expo Plaza 2, 30539 Hannover Tel.: (05 11) 92 96-23 45.Fachhochschule Dortmund, Studiengang Kommunikationsdesign, Max-Ophüls-Platz 2, 44139 Dortmund, Tel.: (02 31) 9 11 24 26.Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Studiengang Fotografie, Wächterstraße 11, 04107 Leipzig, Tel.: (0341) 2 13 51 56.Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung, Behaimstraße 28/30, 13086 Berlin, Tel: (0 30) 92 79 44 14.Staatliche Fachakademie für Fotodesign, Studiengang Fotodesign, Clemensstr. 33, 80803 München, Tel.: (0 89) 34 76 73.Universität Duisburg-Essen, Studiengang Kommunikationsdesign, Universitätsstr. 12, 45141 Essen, Tel.: (02 01) 1 83 33 56.

VON OLE SCHULZ

Viele Wege führen zum Ziel. Wer heute Fotograf werden will, hat die Qual der Wahl. Man kann eine entsprechende Lehre machen, eine Akademie besuchen oder auch ein Studium an einer Hoch- oder an einer Fachhochschule absolvieren. Beliebt ist inzwischen zudem die autodidaktische Aneignung fotografischer Fachkenntnisse geworden.

Doch „Fotograf“ darf sich am Ende bis heute nur nennen, wer eine Berufsausbildung im Handwerk mit der Abschlussprüfung als Geselle oder eine IHK-Abschlussprüfung abgelegt hat. Denn der Beruf Fotograf ist immer noch ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf und die Berufsbezeichnung geschützt. Was geht, ist, sich nach einem Studium „Fotodesigner“ zu nennen, mehr aber auch nicht.

An der beruflichen Praxis geht dies jedoch zunehmend vorbei. „Mich hat noch keiner nach meinem Diplom gefragt“, sagt Thomas Sandberg, der mittlerweile seit über 30 Jahren als freier Fotograf und Bildjournalist arbeitet. 2005 gehörte Sandberg zu den Gründern der privaten „Ostkreuzschule“ in Berlin, wo seither junge Menschen von berufserfahrenen Dozenten in die Geheimnisse von Belichtungszeiten und Brennweiten eingeführt werden.

Dass sich weder Absolventen von Studiengängen der Visuellen Kommunikation noch die der Ostkreuzschule Fotografen nennen dürfen, hält Sandberg für einen Anachronismus, obgleich er für deren berufliche Zukunft kaum Bedeutung hätte. Der „eigentliche Handwerksfotograf“, so Sandberg, sei derweil zu einem „Dienstleister an der Ecke verkommen, der nur noch Maschinen bedient“, die staatlich anerkannte Ausbildung „keine kunsthandwerkliche mehr, wie sie es einmal war“.

Zwar wurde die Ausbildungsordnung für Fotografen von 1997 im Vorjahr überarbeitet – seither gibt es eine Differenzierung nach den Schwerpunkten „Portraitfotografie“, „Produktfotografie“, „Industrie- und Architekturfotografie“ sowie „Wissenschaftsfotografie“ –, aber am Bedeutungsverlust der klassischen Fotografenausbildung dürfte das nur wenig ändern. Welchen Weg man nun einschlagen solle, um Fotograf zu werden, hängt laut Sandberg zum einen von den „persönlichen Vorkenntnissen“ ab, zum anderen davon, „was einen interessiert“.

Denn die Bandbreite der Betätigungsfelder für Fotografen ist groß: Will man in die Werbung, um Autos, Uhren oder auch Essen attraktiv zu präsentieren, oder versteht man sich als Dokumentarfotograf, der besondere Aspekte der Wirklichkeit bildnerisch einfangen will?

In der Ausbildung sei jedenfalls wichtig, dass man nicht nur Technik lerne, sagt Sandberg, sondern auch ein „künstlerisches Verständnis“ entwickele. Dafür gebe es eine Reihe von geeigneten Studiengängen und Institutionen in Deutschland (siehe Kasten). An der von Sandberg mit gegründeten „Ostkreuzschule“ – einem Ableger der gleichnamigen legendären Fotoagentur – sei die Vermittlung technischer Fertigkeiten, „kein Selbstzweck, sondern Mittel, um künstlerische Visionen umzusetzen“.

Gleichwohl ist die Beherrschung des fotografischen Handwerks auch im digitalen Zeitalter immer noch grundlegend. Die digitale Fotografie käme zwar zum Beispiel mit weniger Licht aus, doch weiterhin sei die Arbeit mit dem Licht fundamental, sagt Sandberg, wie man es setze und die Farben zur Wirkung kommen lasse. Ohnehin ändert die Digitalisierung laut Sandberg nichts daran, dass es weiterhin darum gehe, „zweidimensionale Abbilder einer dreidimensionalen Realität“ zu schaffen. Im Detail habe sich zwar vieles geändert, aber es mache kaum einen Unterschied, ob man nun einen „Film oder einen Chip“ als Trägermaterial nutze.

Dass sich mit der sofortigen Verfügbarkeit digitaler Fotos, mit der eine neuartige Kontrolle des Endergebnisses einhergeht, auch die Fotografie verändert habe, will Sandberg aber nicht bestreiten. „Wer früher mit einer Großformatkamera Portraitaufnahmen gemacht hat, hat viel mehr Zeit darauf verwendet, als es heute üblich ist, und das sieht man den Fotos auch an.“ Die heutige Bilderflut habe auch zu einer Entwertung des Berufes beigetragen: „Früher war der Fotograf nach dem Bürgermeister und dem Arzt der wichtigste Mann in einer Stadt. Heute kann es jeder selber machen.“

Früher war der Fotograf nach dem Bürgermeister und dem Arzt der wichtigste Mann

Doch Fotograf ist bis heute ein beliebter Berufswunsch geblieben. In der Ostkreuzschule dauert die Ausbildung sieben Semester und endet mit einer Abschlussarbeit, die jeder anfertigt. Sandberg hält diese für besonders wichtig. Schließlich stelle man seine „Fähig- und Fertigkeiten vor allem mit seinem Portfolio unter Beweis“. Und eine gelungene Abschlussarbeit sei ein erster Schritt, „auf sich aufmerksam zu machen“. Zumal der Markt für Fotografen hart umkämpft ist und viele sich als prekäre Selbständige verdingen müssen.

Wie viele genau sich langfristig als Fotografen halten können, ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von lediglich 15 Prozent aus, die auf Dauer eine Perspektive in ihrem Beruf finden – eine Zahl, die Sandberg eher für optimistisch hält. Auch er selber hat seine Tätigkeit inzwischen auf mehrere Füße gestellt: Sandberg ist nicht nur in seiner herkömmlichen Domäne als Fotojournalist und Dozent an der Ostkreuzschule tätig, sondern hat auch eine besondere Software entwickelt. Mittels virtueller Server können so internetgestützte Bilddatenbanken aufgebaut werden. Das sei gerade für selbständige Fotografen interessant, weil solche Bilddatenbanken „relativ kostengünstig“ seien.

list arbeitet. 2005 gehörte Sandberg zu den Gründern der privaten „Ostkreuzschule“ in Berlin, wo seither junge Menschen von berufserfahrenen Dozenten in die Geheimnisse von Belichtungszeiten und Brennweiten eingeführt werden.

Dass sich weder Absolventen von Studiengängen der Visuellen Kommunikation noch die der Ostkreuzschule Fotografen nennen dürfen, hält Sandberg für einen Anachronismus, obgleich er für deren berufliche Zukunft kaum Bedeutung hätte. Der „eigentliche Handwerksfotograf“, so Sandberg, sei derweil zu einem „Dienstleister an der Ecke verkommen, der nur noch Maschinen bedient“, die staatlich anerkannte Ausbildung „keine kunsthandwerkliche mehr, wie sie es einmal war“.

Zwar wurde die Ausbildungsordnung für Fotografen von 1997 im Vorjahr überarbeitet – seither gibt es eine Differenzierung nach den Schwerpunkten „Portraitfotografie“, „Produktfotografie“, „Industrie- und Architekturfotografie“ sowie „Wissenschaftsfotografie“ –, aber am Bedeutungsverlust der klassischen Fotografenausbildung dürfte das nur wenig ändern. Welchen Weg man nun einschlagen solle, um Fotograf zu werden, hängt laut Sandberg zum einen von den „persönlichen Vorkenntnissen“ ab, zum anderen davon, „was einen interessiert“.

Denn die Bandbreite der Betätigungsfelder für Fotografen ist groß: Will man in die Werbung, um Autos, Uhren oder auch Essen attraktiv zu präsentieren, oder versteht man sich als Dokumentarfotograf, der besondere Aspekte der Wirklichkeit bildnerisch einfangen will?

In der Ausbildung sei jedenfalls wichtig, dass man nicht nur Technik lerne, sagt Sandberg, sondern auch ein „künstlerisches Verständnis“ entwickele. Dafür gebe es eine Reihe von geeigneten Studiengängen und Institutionen in Deutschland (siehe Kasten). An der von Sandberg mit gegründeten „Ostkreuzschule“ – einem Ableger der gleichnamigen legendären Fotoagentur – sei die Vermittlung technischer Fertigkeiten, „kein Selbstzweck, sondern Mittel, um künstlerische Visionen umzusetzen“.

Fotografie an den VHs

■ Preiswerte Kurse in Fotografie für Einsteiger und Fortgeschrittene lassen sich bundesweit an den zahlreichen Volkshochschulen belegen, zum Teil gibt es auch besondere Angebote – zum Beispiel im „Photocentrum am Wassertor“ der Berliner Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg. Hier kann man unter anderem einen einjährigen Lehrgang in Reportagefotografie belegen wie auch eine Ausbildung in künstlerischer Fotografie machen. Diese Ausbildung endet nach drei Jahren mit einer aufwendigen Abschlussarbeit, etwa einer Fotoausstellung oder einem Buchprojekt, und die Schüler erhalten am Ende ein Zertifikat in künstlerischer Fotografie. Photocentrum am Wassertor, Wassertorstr. 4, 10969 Berlin.

Gleichwohl ist die Beherrschung des fotografischen Handwerks auch im digitalen Zeitalter immer noch grundlegend. Die digitale Fotografie käme zwar zum Beispiel mit weniger Licht aus, doch weiterhin sei die Arbeit mit dem Licht fundamental, sagt Sandberg, wie man es setze und die Farben zur Wirkung kommen lasse. Ohnehin ändert die Digitalisierung laut Sandberg nichts daran, dass es weiterhin darum gehe, „zweidimensionale Abbilder einer dreidimensionalen Realität“ zu schaffen. Im Detail habe sich zwar vieles geändert, aber es mache kaum einen Unterschied, ob man nun einen „Film oder einen Chip“ als Trägermaterial nutze.

Dass sich mit der sofortigen Verfügbarkeit digitaler Fotos, mit der eine neuartige Kontrolle des Endergebnisses einhergeht, auch die Fotografie verändert habe, will Sandberg aber nicht bestreiten. „Wer früher mit einer Großformatkamera Portraitaufnahmen gemacht hat, hat viel mehr Zeit darauf verwendet, als es heute üblich ist, und das sieht man den Fotos auch an.“ Die heutige Bilderflut habe auch zu einer Entwertung des Berufes beigetragen: „Früher war der Fotograf nach dem Bürgermeister und dem Arzt der wichtigste Mann in einer Stadt. Heute kann es jeder selber machen.“

Doch Fotograf ist bis heute ein beliebter Berufswunsch geblieben. In der Ostkreuzschule dauert die Ausbildung sieben Semester und endet mit einer Abschlussarbeit, die jeder anfertigt. Sandberg hält diese für besonders wichtig. Schließlich stelle man seine „Fähig- und Fertigkeiten vor allem mit seinem Portfolio unter Beweis“. Und eine gelungene Abschlussarbeit sei ein erster Schritt, „auf sich aufmerksam zu machen“. Zumal der Markt für Fotografen hart umkämpft ist und viele sich als prekäre Selbständige verdingen müssen.

Wie viele genau sich langfristig als Fotografen halten können, ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von lediglich 15 Prozent aus, die auf Dauer eine Perspektive in ihrem Beruf finden – eine Zahl, die Sandberg eher für optimistisch hält. Auch er selber hat seine Tätigkeit inzwischen auf mehrere Füße gestellt: Sandberg ist nicht nur in seiner herkömmlichen Domäne als Fotojournalist und Dozent an der Ostkreuzschule tätig, sondern hat auch eine besondere Software entwickelt. Mittels virtueller Server können so internetgestützte Bilddatenbanken aufgebaut werden. Das sei gerade für selbständige Fotografen interessant, weil solche Bilddatenbanken „relativ kostengünstig“ seien.