: Kleinere Kurse und kürzeres Studium
AUSLANDSSTUDIUM 2009 studierten erneut mehr Deutsche im Ausland. Die USA, die einst das beliebteste fremde Land bei deutschen Studierenden waren, sind inzwischen von Großbritannien, Frankreich und Spanien überrundet worden
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VON SVEN KULKA
Mehr als 90.000 Studierende waren im vergangenen Jahr an ausländischen Hochschulen eingeschrieben – 3 Prozent mehr als noch 2007. Westeuropäische Länder sind dabei das wichtigste Ziel für die Auslandsaktivitäten deutscher Studenten. Rund zwei Drittel verbrachten dort einen oder mehrere Aufenthalte. Ganz oben auf der Liste der beliebtesten Gastländer stehen Großbritannien, Frankreich und Spanien gefolgt von Italien, der Schweiz und Schweden.
Was zieht die deutschen Studenten ins Vereinigte Königreich oder nach Spanien? Es sind vor allem die jeweilige Sprache, aber nicht nur. Für ein Studium in England, Wales oder Schottland sprechen kurze Studienzeiten, der praxisorientierte Unterricht sowie eine intensive Betreuung. Die Kurse sind meist klein und der Unterricht verschulter als in Deutschland, das Verhältnis zu den Dozenten aber umso persönlicher.
Für Frankreich entscheiden sich viele Studenten aufgrund der guten Lehrqualität, und Spanien punktet als Gastland unter anderem mit seinen geschichtsträchtigen Universitäten wie der 1218 gegründeten Universidad de Salamanca oder innovativen Wissenschaftsclustern wie der Universidad Complutense de Madrid.
Die USA, die die Liste der Lieblings-Studierländer im Jahr 2000 noch angeführt hatten, haben diese Position nach den Anschlägen des 11. September 2001 und ihren gesellschaftlichen wie politischen Folgen endgültig eingebüßt. Eine abschreckende Folge der Anschläge sind die verschärften Einreisebedingungen, die ausländischen Studenten bei ihren ohnehin zeitaufwendigen Study-abroad-Vorbereitungen immer höhere Hürden in den Weg stellen. Der einstige Dauersieger der Gastland-Tabelle rutscht auf Platz vier.
Was studieren die Deutschen im Ausland? Am liebsten sind ihnen Sprach- und Kulturwissenschaften und Sport. Es gibt aber Länder, die schon über Jahre hinweg einen überdurchschnittlich hohen Anteil beispielsweise an deutschen Studierenden der Humanmedizin aufweisen, wie Ungarn. Hier studieren viele, die wegen des Numerus clausus keinen Studienplatz an einer deutschen Universität erhalten haben. Die Schweiz ist dagegen vor allem bei Naturwissenschaftlern beliebt, die Niederlande bei Wirtschaftswissenschaftlern.
Die meisten, die es zum Studieren auf die Insel und nach Spanien zieht, studieren dort Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, gefolgt von Mathe und Natur-, Sprach- und Kulturwissenschaften sowie Sport. In Frankreich studieren deutsche Studenten vor allem Sprach- und Kulturwissenschaften und Sport, gefolgt von Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Von 23 Prozent auf 26 Prozent ist die Auslandsmobilität deutscher Studenten von 2007 auf 2009 gestiegen, so eine Studie der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS), die alle studienbezogenen Auslandsaufenthalte inklusive Praktika oder Sprachkurse berücksichtigt. Plus 3 Prozent mehr Auslandsaktivität – klingt gut. Doch so erfreulich eine höhere Zahl auch sei, könne doch nicht ohne weiteres von einer positiven Tendenz gesprochen werden, so Dr. Ulrich Heublein von der HIS in Hannover. Der höhere Anteil von auslandserfahrenen Studierenden stelle einen Übergangswert dar, der sich kurzfristig schon wieder verringern könne. Warum? Weil vor allem bei Studenten aus den herkömmlichen Studiengängen, die mit Diplom, Magister oder Staatsexamen abschließen und noch die Mehrzahl aller Studierenden vor allem in den höheren Semestern stellen, der Anteil an auslandserfahrenen Studierenden gestiegen ist.
In den neuen Bacholor-Studiengängen der Universitäten verbleibt hingegen das Mobilitätsniveau bei 25 Prozent. Auslandserfahrung scheint immer wichtiger zu werden. Dennoch entscheiden sich viele Studierende bewusst dagegen. Zu teuer und zu groß sei der Zeitverlust, der mit einer Studienphase im Ausland verbunden sein kann.