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Blutspur aus dem Knast

FLUCHT Häftling klettert filmreif aus dem Untersuchungsgefängnis Holstenglacis

Auch zwei Tage nach seiner Flucht aus dem Hamburger Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis fehlte am Montag von einem 25 Jahre alten mutmaßlichen Sexualstraftäter noch jede Spur. Die Polizei fahndete weiter nach dem Mann, dem Einbruchdiebstahl und schwere sexuelle Nötigung vorgeworfen wird.

Der 25-Jährige floh laut Justizbehörde in der Nacht zum Samstag aus dem Untersuchungsgefängnis während des Feuerwerks auf dem benachbarten Sommerdom. Deshalb sollen die Bediensteten den Lärm, den der Mann verursachte, nicht gehört haben. Einen Alarm im Hof schätzte ein Mitarbeiter zudem als einen Fehlalarm – vermutlich durch ein Tier verursacht – ein.

Der Gefangene hatte nach Darstellung der Justizbehörde den Fensterrahmen mit einem Besenstiel, einem Tischbein und Besteck so beschädigt, dass er sich aus der entstandenen engen Öffnung zwängen konnte. Dann seilte er sich mit einem Betttuch ab und sprang in den Hof.Schließlich sprang er über eine Mauer mit Stacheldraht auf die Straße und zog sich dabei stark blutende Verletzungen zu. An der U-Bahnstation Gänsemarkt verlor sich seine Spur.

Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) hat angeordnet, alle Gefangenen des Gebäudeflügels, aus dem der Häftling geflohen ist, in einen anderen Teil des Hauses zu verlegen. Bis der Bau eines neuen Sicherheitszauns abgeschlossen ist, soll der Hof häufiger kontrolliert werden.

Die Grünen-Bürgerschaftsfraktion will in einer kleinen Anfrage wissen, „ob die Sicherheitsmaßnahmen in dem baufälligen Gefängnis ausreichen“. Ihr justizpolitischer Sprecher Farid Müller erklärte: „Allein die Tatsache, dass das Mauerwerk mit einfachstem Gerät in 20 Minuten zerstört wurde, offenbart einen katastrophalen Bauzustand.“ André Trepoll (CDU) vermutet, dass die Haftanstalt „löchriger als ein Schweizer Käse ist, anders lässt sich diese abenteuerliche Flucht nicht erklären“.  (dpa/taz)

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