Infektionsgefahr
: Hilflose Überreaktionen

In diesen Zeiten der Vogelgrippe stellt sich wahrlich die Frage, vor was man eigentlich mehr Angst haben muss: vor dem um sich greifenden Virus H5N1 oder vor unfähigen Politikern, die plötzlich mit einer aufziehenden Tierseuche fertig werden sollen? Der Einsatz der Bundeswehr samt fliegenden Kampfmaschinen zum Aufsammeln von Tierleichen ist nur eine der Aktionen, die als hilflos und eigentlich überflüssig zu bewerten ist. Mit einer entsprechenden Vorbereitung und dem frühzeitigen Aufbau von Strukturen zum Eindämmen der Tierseuche wäre das alles nicht nötig gewesen. Zeit dazu war genug, denn seit Herbst war vorauszusehen, dass H5N1 auch vor unserer Grenze nicht Halt machen wird. Die Rügener Geschichte ist aber leider noch nicht das Ende der Fehlgriffe. Die Seuchenpolitiker müssen sich fragen lassen, warum in den Befallsgebieten nicht von vornherein ein Ausgehverbot für Hund und Katze verordnet wurde. Seit längerem ist schließlich schon bekannt, dass Katzen sich mit H5N1 anstecken und auch daran sterben können. Und sie können das Virus auch an andere Tiere weitergeben. Das Verbot kam jedoch erst, nachdem die erste Katze starb. So lange hieß es zur Beruhigung immer, von Hund und Katze könne keine Gefahr ausgehen. Andererseits drohte nach dem Katzenfund dann auch gleich wieder eine Überreaktion: Der Schweriner Agrarminister überlegte doch tatsächlich, alle Katzen in den Befallsgebieten abschießen zu lassen. Was wird nur geschehen, wenn sich bei uns der erste Mensch mit dem Virus infiziert? WOLFGANG LÖHR