: Als Nächstes nach Südafrika und Venezuela
Der internationale Boykott der Hamas hielt nur kurz. Ihre Reise nach Moskau stößt in Israel auf scharfe Kritik
JERUSALEM taz ■ Lange hat der internationale Boykott gegen die Hamas nicht gehalten. Die Moskau-Reise von Politbüro-Chef Khaled Maschaal und Ismail Hanijah, des designierten Premierministers, einen Monat nach ihrem Wahlsieg stieß vor allem in Israel auf scharfe Kritik. Dabei hat die Reisefreude der künftigen Führung in den Palästinensergebieten noch längst kein Ende. Als Nächstes stehen Besuche in Südafrika und Venezuela auf dem Programm.
Israel hatte Kontakte zur benachbarten neuen Führung an die Bedingung einer Gewaltabsage, der Anerkennung Israels und aller bisheriger Abkommen geknüpft. Die Hamas lehnt die Konditionen indes strikt ab. „Wir werden Israel nicht anerkennen“, betonte Mohammad Nasal, ein Berater Maschaals, kurz nach der Landung der Delegation in Moskau.
Am gleichen Strang wie die USA ziehend, verfolgte Israel nach dem Wahlsieg der Hamas die Strategie des internationalen Boykotts und vor allem die Einstellung der Aufbauhilfen. Außenministerin Zippi Livni reiste zu diesem Zweck diese Woche unter anderem nach London und Wien. Die EU hatte sich anfangs mit Solidaritätsbekenntnissen beeilt und schloss sich offiziell den israelischen Bedingungen an die neue Palästinenserführung an. Die Einladung nach Moskau löste in Europa dennoch nicht nur Unmut aus. So hielt sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier im Verlauf seines Israel-Besuchs Mitte Februar mit Kritik an Moskau auffallend zurück. Das russische „Enfant terrible“ hält immerhin die Möglichkeit von Verhandlungen durch die Hintertür offen.
„Die Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft genießen höchste Priorität“, so Maschaal. „Unser Besuch in Moskau, der Hauptstadt einer großen Weltmacht, ist der Beginn unserer Kontakte.“ Russland zögert als einziges Mitglied des Nahost-Quartetts, die Hamas auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen.
Meir Litvak vom Tel Aviver Dayan-Zentrum für Nahost- und Afrikastudien glaubt: es gehe vor allem darum, Handlungsspielraum zu gewinnen. „Die Hamas ringt um internationale Legitimität auch für eine Fortsetzung des gewaltsamen Widerstandes gegen die Besatzung.“ SUSANNE KNAUL