Ein Kopftuch als Katalysator

Der Titel des Filmes, „Hochburg der Sünden“, stammt von ihr. Der Frau mit dem Kopftuch, Aysel Kiliç, Mutter, Hausfrau, die sich aus Langeweile um eine Rolle am Stuttgarter Staatstheater bewarb, als das für eine „Medea“-Inszenierung von Volker Lösch einen Chor türkischstämmiger Frauen suchte. Wenig später wollte sie, die gläubige Muslima, dann auch gleich wieder aussteigen aus dem Projekt, weil das Theater eben besagte „Hochburg der Sünden“ sei. Und kehrte doch zurück. Was nun das Thema der Dokumentation von Thomas Lauterbach ist. Und dass Aysel Kiliç, die einzige Kopftuchträgerin unter den Frauen des Chors, sich gar nicht mit dem Bild einverstanden zeigte, das auf der Bühne vom Leben türkischer Frauen vermittelt wird. Volker Lösch hatte alle Mitspielerinnen aufgefordert aufzuschreiben, ob sie Druck oder Gewalt in der Familie erfahren haben, und aus diesen teils bejahenden, teils verneinenden Protokollen entstand der Text des Chors. Aysel aber sah darin nur eine falsche Bestätigung der Klischees, die Deutsche von Türkinnen haben. Sie nun zu überzeugen, dass sie unrecht hat, scheint schließlich das Ziel der intensiv diskutierenden Gruppe. Und damit trägt Aysel wesentlich zu der Leidenschaft bei, mit der sich ihre Kontrahentinnen für das Projekt einsetzen. Eiszeit Fr–So/Di/Mi 17.45 Uhr