KOMMENTAR: EIKEN BRUHN ÜBER ABSCHIEBUNGEN
: Nur Opfer sind interessant

Schon vergangene Woche staunte man über den Unwillen von Bremer Gerichten und der Ausländerbehörde, zugunsten einer von Abschiebung bedrohten Frau einen Telefonanruf zu tätigen. Mit diesem hätte sich schnell feststellen lassen, dass der Verdacht, sie habe ihre Aufenthaltserlaubnis für Italien gefälscht, unbegründet war. Dieser Fall hatte ein gutes Ende: Jennifer I. konnte ausreisen – auch Dank der Anwältin Christine Graebsch, die nicht locker ließ.

Es ging noch ein wenig wunderlicher: Außer derselben Anwältin interessiert es keinen Menschen, warum Justina A. am Montag trotz Aufenthaltserlaubnis nicht in Italien einreisen durfte, wieder wird davon ausgegangen, dass die Schuld bei ihr liegen muss. Und nicht bei deutschen oder italienischen Staatsdienern. Anschließend wird sie behandelt wie ein gestrandeter Koffer: Von Rom nach Amsterdam, nach Bremen und weiter nach Stuttgart. Auf die Idee, sie ihre Anwältin anrufen zu lassen, kommt niemand, so dass diese, als sie zufällig davon erfährt, nichts mehr ausrichten kann.

Hätte es mehr Proteste gegeben, wenn es sich um US-Amerikanerinnen gehandelt hätte, die illegal kellnerten? Und nicht um Nigerianerinnen, die sich ohne Arbeitserlaubnis prostituierten? Wohl nur, wenn sie als Opfer aufgetreten wären und nicht als Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand genommen haben.